"Aus Liebe": Kabarettistin Ulrike Haidacher mit Soloprogramm
„Kann ich das auch alleine?“ Diese Frage war für Ulrike Haidacher der Ausgangspunkt für ihr erstes Soloprogramm. Die gebürtige Steirerin ist Teil des Kabarettduos Flüsterzweieck, das 2017 für sein Programm „Stabile Eskalation“ bei der Vergabe des Österreichischen Kabarettpreises mit dem Förderpreis ausgezeichnet wurde.
„Es hat immer zu zweit gut funktioniert, wir ergänzen uns perfekt. Aber jetzt, nach zehn Jahren, war es auch einmal Zeit für ein eigenes Projekt“, kommentiert Haidacher im KURIER-Gespräch nach einer Probe von „Aus Liebe“. So nennt sich ihr erstes Solo-Programm. Es ist eine Mischung aus Theater und Kabarett, in der Haidacher die Geschichte aus der Perspektive einer Ich-Figur, die durch Zufall auf einer Wohnungsparty landet, erzählt. Mit solchen feucht-fröhlichen Abenden kennt sie sich privat nämlich ganz gut aus. „Ich wollte kein Stück über ein Umfeld machen, das ich nicht kenne. Man muss die Denkweisen einer bestimmten Gesellschaft kennen, um diese überspitzt auf die Bühne bringen zu können“, sagt die 33-Jährige.
Ulrike Haidacher nimmt einen in „Aus Liebe“ mit auf eine Wohnungsfeier, deren Gastgeber ein kochender, von sich selbst sehr überzeugter Künstler ist. Wie bei (fast) jeder Sause kommen so völlig unterschiedliche Gesinnungen zusammen, die sich sonst wohl nie begegnen würden. Auch die Protagonistin lernt nach und nach die Partygäste samt Eigenheiten kennen. Haidacher schlüpft dafür in diverse Charaktere, oszilliert schnell zwischen der Icherzählerin, dem Gastgeber, einem vermeintlich glücklichen Paar und Verena, eine der Hauptfiguren im Stück. Sie, eine Juristin, die bei einer Bank Karriere macht, sieht sich zwar als starke Persönlichkeit, aber über ihre berufliche Entscheidung ist sie unglücklich – und mit jedem Drink steigert sich ihre Ehrlichkeit.
Die Personen auf der Party haben aber auch eines gemeinsam: Sie verzetteln sich ständig in widersprüchlichen Äußerungen. „Ich biete aber keine Lösung oder Moral, sondern stelle auf der Bühne einfach die Widersprüchlichkeiten dar“, so Haidacher.
Opferrolle
Der Begriff der „starken Frau“ wird im Stück mehrfach aufgegriffen. Was macht eine Frau zur „starken Frau“? „In der Vergangenheit meistens dann, wenn sie sich für andere aufgeopfert hat“, sagt Haidacher. Das Thema aufopfern, oder Opfer sein, zieht sich wie ein roter Faden durch das Stück: Wie ist man ein gutes Opfer? Wann wird man als Opfer bewundert, wann beschimpft? Als Beispiel wird Natascha Kampusch angeführt, mit der anfangs alle mitgelitten haben. Auch das glückliche Paar auf der Party erinnert sich ans Jahr 2006 zurück – an jenen Tag, an dem Kampuschs Befreiung live im ORF zu sehen war. Gemeinsam seien sie auf der Couch gelegen – viele Emotionen waren dabei.
Aber jetzt, Jahre danach, haben sie für Kampusch nur noch Verachtung übrig. Sie sei eine Wichtigtuerin, die aus ihrem Schicksal Profit machen möchte, ist sich das Pärchen einig.
Partybilder
Ulrike Haidacher hat die Figuren in „Aus Liebe“ mit Regisseur Dieter Woll entwickelt. Die Handlungen des Abends werden mit einer detailverliebten Sprache, mit viel Körpereinsatz und einer beachtlichen schauspielerischen Leistung dargebracht. Sie liefert dazu unzählige Bilder, mit denen sie beim Zuseher ein Kopfkino in Gang setzt. Man wird so selber Teil des Geschehens und beobachtet mit Fortdauer des Abends, wie der Alkohol seine Wirkung zeigt, die Gespräche der Partygäste immer pseudophilosophischer und sinnloser werden. Dazu ein Merksatz: Was auf Partys ab Mitternacht gesprochen wird, ist belanglos.
TERMINE:
2018
14.11.18 A-Wien/ Kabarett Niedermair ( PREMIERE)
16.11.18 A-Wien/ Kabarett Niedermair
27.11.18 A-Graz/ Theatercafe
28.11.18 A-Graz/ Theatercafe
29.11.18 A-Graz/ Theatercafe
01.12.18 A-Wien/ Kabarett Niedermair
16.12.18 A-Wien/ Kabarett Niedermair
2019
25.01.19 A-Wien/ Theater am Alsergrund
21.02.19 A-Wien/ Kabarett Niedermair
23.03.19 A-Wien/ Theater am Alsergrund
04.04.19 A-Wien/ Kabarett Niedermair
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