Auktionswoche in New York: Der Kunstmarkt inszeniert sich als gesund

Auktionswoche in New York: Der Kunstmarkt inszeniert sich als gesund
Der Zuspruch zu den symbolträchtigen Versteigerungen war verhalten, mithilfe von Vorab-Zusagen hielten die Versprechungen

"Es gab einmal eine Zeit, als niemand bei einem Ergebnis von 30 Millionen mit der Wimper zuckte", twitterte Katya Kazakina, Kunstmarkt-Reporterin des Branchendiensts "Artnet", in der Nacht zum Donnerstag aus dem Auktionssaal bei Sotheby's in New York. "Es ist eine andere Zeit." Gerade zuvor war ein Gemälde - aus der "Heuhaufen"-Serie des Impressionisten Claude Monet - um 30 Millionen ersteigert worden und hatte damit einen Highlight des Abends geliefert. 

Seit Ende der 1970er Jahre halten die großen New Yorker Auktionshäuser jedes Jahr im Frühjahr große Auktionen ab, die immer auch als Test für den Kunstmarkt gelten. Wer aber diesmal Sensationsmeldungen über dreistellige Millionenbeträge erwartete, wurde enttäuscht: Die Schätzwerte des Angebots, das Sotheby's, Christie's und Phillips zusammengestellt hatten, gaben derlei Summen einfach nicht her. 

Am Freitag meldete Christie's dennoch ein Gesamtergebnis von 527.9 Millionen US-$, deren letzter großer Event am Donnerstagabend (Ortszeit) stattfand. Ein Blumenbild von Andy Warhol hatte dort um 35 Millionen US-$ den Besitzer gewechselt. Sotheby's hatte am Tag zuvor 235 Millionen US-$ Umsatz allein für seine Abendauktion gemeldet, angeführt von einem Rekordpreis für ein Bild der Surrealistin Leonora Carrington ("Les Distractions de Dagobert"), das um 28,5 Millionen US-$ verkauft worden war und einen neuen Rekord für die Künstlerin markierte.

Auktionswoche in New York: Der Kunstmarkt inszeniert sich als gesund

 Surrealistinnen wie Carrington hatten durch die Venedig-Biennale 2022 erhöhte Aufmerksamkeit erhalten, auch andere Künstler wie der moderne Bildhauer Alexander Archipenko oder der Fotograf Andre Kértész erzielten - in der Christie's-Auktion zum Freitag - Rekordwerte. 

Kaum Überraschungen

Bei den so genannten "Blue Chips", also hoch etablierten Namen, gab es aber kaum Überraschungen. Für viele Lose hatten die Auktionshäuser vorab Garantien eingeholt: Bei dieser Absicherung verspricht ein Investor, ein Werk auf jeden Fall zu einem gewissen Preis zu kaufen. Wird er überboten, beteiligt ihn das Auktionshaus für gewöhnlich am Erlös und entschädigt ihn so für das Risiko. 

Vor diesem Hintergrund waren die Auktionsergebnisse verhältnismäßig solide, blieben aber ohne Höhenflüge: Phillips versteigerte ein Werk von Jean-Michel Basquiat - „Untitled (ELMAR)“ - aus dem Jahr 1982 für 40,2 Millionen Dollar, hatte sich im Vorfeld aber bis zu 60 Millionen Dollar dafür erhofft. Auch bei Christie's brachte ein Werk von Basquiat einen zweistelligen Millionenbetrag ein: „The Italian Version of Popeye has no Pork in his Diet“, ebenfalls aus dem Jahr 1982, wurde für 32 Millionen Dollar versteigert. 

Ein Werk von Brice Marden, für das sich das Auktionshaus bis zu 50 Millionen Dollar erhofft hatte, musste aber unter anderem aus mangelndem Interesse vor Beginn der Auktion zurückgezogen werden. Anfang der Woche hatte Sotheby's ein vorab auf bis zu 50 Millionen US-Dollar geschätztes Werk von Francis Bacon („Portrait of George Dyer Crouching“) um 27,7 Millionen US-Dollar verkauft. 

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