Auftakterfolg für das Burgtheater: Ein Wilder als kalter Machtpolitiker

Auftakterfolg für das Burgtheater: Ein Wilder als kalter Machtpolitiker
Nachtkritik: "Das Leben ein Traum" in der gnadenlosen Inszenierung von Martin Kušej.

Was schon der Wiener Staatsoper gelungen ist, das schaffte jetzt auch das Burgtheater: Einen überzeugenden Start in die neue, von Corona mitbestimmte Saison. Das Premierenpublikum knurrte zwar in der Pause über die strengen Sicherheitsbestimmungen – die Leute mussten geordnet nach Sitzreihen aufstehen und hinausgehen –, bejubelte aber am Ende die Inszenierung von Pedro Calderón de la Barcas Klassiker „Das Leben ein Traum“.

Hausherr Martin Kušej erzählte die Geschichte um den Königssohn (fantastisch gespielt von Franz Pätzold), der einer bösen Weissagung wegen wie ein wildes Tier weggesperrt wird – und sich nach seiner Befreiung zuerst wie ein solches verhält und sich dann zum beherrschten, untertemperiert kalkulierenden Realpolitiker wandelt, langsam, nachdenklich und ungeheuer präzise.

Was bei Calderon - das Stück ist immerhin fast 400 Jahre alt - noch ein gutes Ende darstellt, wird bei Kušej als das entlarvt, was es eigentlich ist: Eiskalte Politik. Das Opfer ist dabei die in ihrer Ehre gekränkte Rosaura (großartig: Julia Riedler), die zur Schachfigur degradiert wird und sich dem Spiel letztlich durch ihren Tod entzieht.

Das Ensemble spielt erstklassig. Ein großer Theaterabend.

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