Forsythe konzipierte die „Choreographic Objects“ nicht als begehbare Installationen, sondern als Choreografien, deren Wirkung im Raum sich erst durch Bewegungen entfaltet. Die großen Räume in der unteren Ausstellungshalle des MAK erweisen sich in ihren Dimensionen als dafür ideale Schauplätze. Was zunächst minimalistisch anmutet, ist von Forsythe zentimetergenau inszeniert.
Forsythe ist ein Erneuerer des Balletts, das er ab den späten 1970er-Jahren revolutionierte. Heute gibt es weltweit keine bedeutende Ballettcompagnie ohne eine Forsythe-Choreografie im Repertoire. Seit vielen Jahren beschäftigt sich Forsythe auch mit neuen Formaten des Tanzes, sei es in filmischen Arbeiten oder in Zusammenarbeit mit Museen. „Choreographic Objects“ sind ein weiterer Schritt weg von der Bühne in Richtung einer Öffnung der Ballettsprache für alle Menschen.
„Jeder Mensch ist ein Tänzer“, meinte der Tänzer und Choreograf Rudolf von Laban am Beginn des 20. Jahrhunderts und wandte sich gegen erstarrte Formen des Balletts. Pina Bausch erweiterte dies im Tanztheater, während Forsythe dem Ballett in seiner weiter entwickelten Form verbunden bleibt. Ballettkenner werden in den „Choreographic Objects“ Anspielungen auf die Tradition des Balletts erkennen, von Laban bis zu George Balanchines Neoklassik und zu eigenen Arbeiten Forsythes.
Er gibt Anleitungen für das Publikum, die auch ein Scheitern beinhalten, „richtig“ und „falsch“ sind keine Kriterien. So wird der „Attempt to walk without rhythm (2023)“ ein Versuch bleiben, gegen einen Rhythmus zu gehen. In „Nowhere and Everywhere at the Same Time, Nr. 2 (2013)“ betritt man eine Welt von Pendeln, zwischen denen Bewegungen möglich sind, mit der Einschränkung, die Pendel nicht zu berühren.
In „Putting one foot in front of the other (2019)“ gestaltet Forsythe einen Parcours mit schriftlichen Hinweisen zur Form des Durchschreitens, während „City of Abstracts (2000)“ Bewegungen der Besucherinnen und Besucher auf einer LED-Videowand verfremdet wiedergibt. Insgesamt entsteht so ein Spektrum mit verschiedenen Sichtweisen auf den Gegenwartstanz.
KURIER-Wertung: Vier Sterne
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