Auf der digitalen Treppe zum Kunstgenuss

Auf der digitalen Treppe zum Kunstgenuss
Digitale Medien verändern den Standpunkt des Kulturpublikums. Das ist nicht (nur) schlimm

Im Internet wurde für heute wieder der „Museum Selfie Day“ ausgerufen – aber vergessen sie den gleich wieder: Es ist mittlerweile täglich Selfie-Museum-Tag. Die Angewohnheit, sich vor spektakulären Hintergründen selbst ins Bild zu rücken, hat sich verselbstständigt – so sehr, dass Einrichtungen, die sich ebenfalls „Museum“ nennen, keinen anderen Zweck mehr verfolgen, als Kulissen zur Verfügung zu stellen: Zu den spektakulärsten Neugründungen zählen das „Museum of Ice Cream“ in New York, das für den Zugang zu riesigen Eiskugeln und Streusel-Wirbelstürmen deutlich höhere Eintrittspreise verlangt als das Metropolitan Museum. Oder das „Selfie Kingdom“ in Dubai, das Themenräume zu Van Gogh oder Roy Lichtenstein anbietet.

Kulturpessimisten dürfen einmal laut aufseufzen. Doch es besteht kein Zweifel daran, dass sich unsere ästhetische Wahrnehmung durch das Einsickern von Smartphones und anderen digitalen Technologien massiv verändert hat – und dass die Rolle des Betrachters dadurch auch in traditionellen Kunst- und Kulturkontexten eine nicht zwingend schlechtere ist.

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