Der im Jugendstil erbaute Wasserbehälter Hackenberg in Döbling in der Nähe der Neustifter Weinberge, auch „Wasserschloss“ genannt, ist wahrscheinlich das schönste Trinkwasserreservoir der Stadt, und das seit mehr als 100 Jahren.
Der Großteil des Speichers liegt unter der Erde. Aber der äußerlich sichtbare Teil des Behälters, die Schieberkammer, sollte vom Architekten Eduard Bodenseher eine „reichere charakteristische Architektur“ erhalten und war als glorietteartige Anlage geplant. Der Arkadenbau aus Gmündner Granit mit Terrasse, Kuppel und Pergolas sollte sogar der Öffentlichkeit eigentlich als Aussichtswarte zur Verfügung gestellt werden. Heute steht das umzäunte „Wasserschloss“ unter Denkmalschutz.
Als die Kaiserstadt im 19. Jahrhundert wuchs, wurde das Wasser immer knapper. Das wenige, das es aus Hausbrunnen oder dem Donaukanal gab, war so verunreinigt, dass die Bevölkerung immer wieder von Typhus- und Choleraepidemien heimgesucht wurde.
Eine Leitung führt von Wien bis in die südwestlich gelegenen, wasserreichen Berge. 1873, pünktlich zur Wiener Weltausstellung, eröffnet Kaiser Franz Joseph I. die 1. Wiener Hochquellleitung.
Treibende Kraft hinter diesem Mega-Projekt mit Beschluss des Wiener Gemeinderats am 12. Juli 1864 sowie der großen Donauregulierung war der Geologe und Politiker Eduard Suess.
Der Startpunkt des revolutionären Systems ist im Höllental zwischen Rax und Schneeberg das Wasserschloss der Kaiserbrunn-Quelle: Deren Wasser trank schon Kaiser Leopold I., der Großvater Maria Theresias, so gern, dass er es sich in ledernen Schläuchen von reitenden Knechten in sein Jagdschloss Laxenburg bringen ließ.
Seit 1873 fließt von Kaiserbrunn in Reichenau an der Rax das erfrischende Nass ohne Pumpen 150 Kilometer in die Wasserbehälter der Hauptstadt. „Sicher und gediegen, wenn auch kein architektonisches Pracht- stück“, schrieb die Neue Freie Presse. „Die Wohltat der Hochquellenleitung wird erst von unseren Enkelkindern erkannt und nach ihrem vollen Wert gewürdigt werden.“
Staunen in Lainz
Ein „Kolossalwerk“ unter der Erde im Gebiet des Lainzer Tiergartens an der Wittgensteinstraße ist der Endpunkt der aus der Hochschwabregion gespeisten 2. Hochquellleitung: Das neue Wasserreservoir der Stadt Wien, „eines der umfangreichsten Eisenbetonbauwerke Europas“, dessen Decke von 700 Säulen getragen wird und das einen Fassungsraum von 144.000 Kubikmeter Wasser besitzt, wurde zur Probe gefüllt, berichten die Zeitungen im Dezember 1937. „300.000 Personen haben bisher dieses Riesenbauwerk besucht und bestaunt.“
Wasserturm in Favoriten
Ein Wahrzeichen von Favoriten auf der Kuppe des Wienerberges ist der 1898/’99 im Stil des industriellen Historismus errichtete Wasserturm. Seine Spitze liegt höher als die des Stephansdomes. In seiner ursprünglichen Funktion der Wasserversorgung hat der 67 Meter hohe Ziegelbau, obwohl technisch nach wie vor voll funktionsfähig, schon lange ausgedient.
Mittlerweile ist das in den 1990er-Jahren renovierte historische Gebäude mit den schönen Ornamenten und farbigen Dachziegeln mitten in einer Wassererlebniswelt zum Veranstaltungsort von Ausstellungen und Events zum Thema Wasser mutiert.
Gottfried Kumpf hat den Wasserbehälter am Osthang des Bisambergs für die Haushalte östlich der Donau mit Figuren aus emailliertem Stahl – Fischen, Nixen, einem Wassermann – geschmückt.
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