Asterix und Obelix sind "im Dienste Ihrer Majestät"

Asterix und Obelix sind "im Dienste Ihrer Majestät"
Dem vierten "Asterix"-Film fehlt es an Tempo und Timing. Trotz witziger Einfälle und einem neuen, spritzigen Asterix.

Die spinnen, die Römer. So wie die Briten, die spinnen auch. Punkt fünf unterbrechen sie alles, was sie gerade tun – sogar die Presswehe –, um eine Tasse heißes Wasser zu trinken "mit einem Wölkchen Milch". Sie sind von unnatürlicher Höflichkeit, sprechen seltsam ("Lasst uns schütteln die Hände") und pflegen geradezu verbrecherische Kochkünste: Beim Anblick von Wildschwein in Pfefferminzsoße bricht Obelix fast in Tränen aus.

"Asterix bei den Briten" zählt zu den lustigsten Abenteuern der genialen Comic-Serie und inspirierte sichtlich auch Laurent Tirard, der beim vierten Teil der Realverfilmungen erstmals Regie führte. Angeblich wurde er von der Rechte-Inhaberin Anne Goscinny persönlich vorgeschlagen; nach der letzten, allseits verrissenen Adaption von "Asterix bei den Olympischen Spielen" sollte er frischen Wind in die gallische Männerfreundschaft zwischen Asterix und Obelix bringen.

Und freche Untertöne: Etwas uncool seien sie schon, die "zwei Typen, die gemeinsam mit einem Hund zusammenleben".

Allzu weit treibt Tirard seine zweideutigen Anspielungen dann aber doch nicht – man will ja nicht die Fans vergrämen. Immerhin geraten Asterix und Obelix auf ihrer Reise nach Britannien, wo sie mit einem Fass Zaubertrank die Briten gegen die Römer unterstützen wollen, ein wenig in die Beziehungskrise. Und beschließen, ihr Glück verstärkt bei den (britischen) Frauen zu suchen.

Gérard Depardieu, der in seiner blau-weiß-gestreiften Obelix-Hose immer so aussieht, als würde er eine Sitzbadewanne mit sich herumtragen, hat dabei deutlich mehr Erfolg als Kumpel Asterix. Edouard Baer als neu besetzter Asterix spielt seinen gallischen Krieger spritzig elegant mit leicht französischer Überheblichkeit – und beißt bei den Britinnen auf Granit.

Regisseur Tirard konzentriert sich stark auf seine Figuren und entfaltet einige Komik im Detail: Julius Cäsar liegt geschwätzig beim Psychiater auf der Couch, ein listiger Inder schleicht durchs Bild und streut Teeblätter ins heiße Wasser. Auch Catherine Deneuve als britische Königin verzieht selbst dann nicht ihren Schmollmund, wenn ein römisches Steingeschoss ihre drei Yorkshire-Terrier betoniert.

Doch auch viele der Pointen gehen ins Leere. Die Normannen, die geradewegs aus dem Comic "Asterix bei den Normannen" durch Britannien irrlichtern, sind nicht halb so amüsant wie sie gerne wären. Manche der Dialoge ziehen sich ins Endlose, dafür gibt es verblüffend wenig Knufferei zwischen Galliern und Römern. Nur einmal geht Obelix durch das römische Heer wie die Axt im Walde. Da sausen dann Legionäre durch die Lüfte, dass es nur so pfeift.

Ziemlich spaßig es ist. Ist es nicht?

KURIER-Wertung: *** von *****

INFO: KOMÖDIE, F/E 2012. 110 Min. Von Lauren Tirard; mit G. Depardieu, E. Baer.

Was ist die beste Methode, um Männer in einer braven Tragikomödie dazu zu zwingen, erwachsen zu werden?

Man betreut sie mit der Aufsicht eines Kindes. Oder man teilt sie zur Arbeit in einer Institution ein, wo sie für Menschen mit Behinderung Verantwortung übernehmen müssen. Der Rest passiert dann wie von selbst: Der junge Mann kommt zuerst zu spät, glaubt, er weiß alles besser und will schon fast das Handtuch schmeißen.

Doch irgendwann geht ihm der Knopf auf. Er spürt, er muss seinen Mann stehen. Er wacht rechtzeitig in der Früh auf, gewinnt das Vertrauen seiner Schützlinge und schafft es sogar, die Autoritäten der Institution von seinen klugen Methoden zu überzeugen.

Spätestens von der fünften Minute an weiß man daher auch, wie es in dieser schwedischen Leichtkomödie mit Pseudotiefgang weitergehen wird. Vermischt mit Erzählmotiven aus "Einer flog über das Kuckucksnest", motiviert ein arbeitsloser Schauspieler eine Gruppe von Menschen mit unterschiedlicher Behinderung, bei einer Talente-Show mitzumachen. Regisseurin Lena Koppel wendet sich liebevoll ihren Schauspielern zu, die teilweise das Down-Syndrom haben, und lässt ihnen viel Raum zu Selbstinszenierung, ohne sie zur Freak-Show verkommen zu lassen. Das ist sympathisch und teilweise auch berührend – in seiner Abfolge aber auch komplett schematisch und berechenbar.

KURIER-Wertung: *** von *****

INFO: TRAGIKOMÖDIE, SW, 2011. 101 Min. Von Lena Koppel; mit S. Gudnason, V. Rosenberg.


Typischerweise spielt Meryl Streep in Beziehungsfilmen die Hauptrolle, wo es um Sex und Leidenschaft im Alter geht. Doch auch Isabella Rossellini macht ihre Sache gediegen gut. Als Londoner Ehefrau eines Star-Architekten muss sie feststellen, dass sie mit knapp 60 für die Männerwelt ihrer Umgebung unsichtbar wird. Blickt doch einmal ein männliches Wesen in ihre Richtung, ist die Freude unermesslich. Während sie sich jedoch zunehmend als alte Dame wahrnimmt, erlebt ihr Ehemann – der formidable William Hurt – seine zweite Jugend. Mit schwarzer Lederjacke besucht er Discos, lässt sich von jungen Studentinnen verehren und versteht nicht, warum seine Frau einen Haltegriff in die Badewanne einbauen lässt.

"Altern ist nichts für Weich­eier" – diese klare Botschaft der freundlichen Beziehungskomödie versucht, möglichst viel Realismus einzuschmuggeln, ohne wirklich jemand wehtun zu wollen. Die kleinen Dramen spielen sich im völlig abgefederten Upper-Class-Milieu ab, wo sich alle nur auf ihre Befindlichkeit konzentrieren können. Aber mit sensiblem Humor bemüht sich Regisseurin Julie Gavras um Gender-Fairness. Nicht nur er darf eine Affäre haben – auch sie. Und wenn Isabella Rossellini versucht, sich trotz ihrer Weitsichtigkeit zu schminken, ist das schon recht witzig.

KURIER-Wertung: **** von *****

INFO: TRAGIKOMÖDIE, F, 2012. 95 Min. Von Julie Gavras; mit W. Hurt, I. Rossellini.

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