Sehnsucht, Sinnlichkeit, Seelenpein betörend in Töne gegossen – die litauische Sopranistin Asmik Grigorian besticht im Haus für Mozart mit Liedern von Sergej Rachmaninow im Rahmen der Salzburger Festspiele.
Der Liederabend am Mittwoch war eine emotionale Hommage an den Komponisten, dessen Geburtstag sich im April zum 150. Mal jährte.
Der Intendant der Salzburger Festspiele, Markus Hinterhäuser, hatte diese Sängerin im ersten Jahr seiner Tätigkeit bei dem renommierten Festival als Marie in Bergs „Wozzeck“ engagiert und mit ihrer Salome im Folgejahr die Klassikwelt auf eine der faszinierendsten Sängerinnen unserer Tage aufmerksam gemacht. Diesen Sommer wird sie als Verdis Lady Macbeth gefeiert.
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Rachmaninows Lieder nennt Grigorian Miniatur-Opern. Das ideale Repertoire für die unerschöpflich anmutende Kraft ihres klaren, schlanken, gleißend hellen Soprans, der sich mühelos Oktave um Oktave emporrankt, genuin in dunkle Schattierungen changiert und dort seine Pracht ebenso entfaltet wie in explosiven, emotionalen Eruptionen.
Wahrhaftigkeit
Das Schöne an Grigorians Gesang ist seine Wahrhaftigkeit. Er ist kunstvoll, aber nie gekünstelt. Sie singt mit Intensität von Steppen und Mondlicht („Sing nicht du Schöne“, op. 4/4) oder tröstet in warmen, samtenen Tönen.
Auch wer nicht Russisch spricht, spürt, wovon diese außerordentliche Künstlerin in den Vertonungen der Poeme von Puschkin und anderer Dichter singt.
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Harmonie
Anmutig entfaltet sie die Melancholie, den Schmerz unglücklicher Liebe („Dissonanz“op 34/13). Mit dem Pianisten Lukas Geniušas agiert sie in vollkommener Harmonie.
Solistisch überzeugt der Pianist mit Piecen von Mussorgski und Rachmaninow. Bei Korsakows „Hummelflug“ spielt er seine Virtuosität aus.
Zwei Lieder von Tschaikowsky als Zugabe sind Grigorians sublime Antwort auf den Jubel.
Von Susanne Zobl
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