Der iranische Regisseur und zweifache Oscarpreisträger Asghar Farhadi ist ein Virtuose darin, komplexe Beziehungsgeflechte zu einem dichten Drama zu knüpfen. Noch das kleinste Alltagsdetail entwickelt unter seinem erzählerischen Brennglas die Hitze eines Thrillers.
In seinem exzellenten „A Hero – Die verlorene Ehre des Herrn Soltani“ (ab Freitag im Kino) scheint vorerst alles klar: Ein rechtschaffener Mann gibt gefundenes Geld zurück. Wie löblich! Doch es werden Gerüchte werden gestreut. In den sozialen Medien tauchen Zweifel über den Wahrheitsgehalt des Ereignisses auf.
„Im Iran passieren viele solche Geschichten, in denen einfache Leute in den lokalen Medien als Helden gefeiert werden“, erzählt Regisseur Asghar Farhadi im KURIER-Interview: „Ich habe mich von ihnen für mein Drehbuch inspirieren lassen. Natürlich haben die sozialen Medien unsere Gesellschaft sehr verändert, aber das ist nicht mein Hauptinteresse.“
Farhadis interessiert sich für den Zusammenprall unterschiedlicher Perspektiven, die er aus Sicht seiner handelnden Figuren darlegt, ohne moralisch zu bewerten. Gekonnt fordert er mit erzählerischer Vielschichtigkeit sein Publikum heraus. Rahims Ex-Schwager und Gläubiger, zum Beispiel, wirkt auf den ersten Blick wie ein Mann, der unversöhnlich Rache sucht. Doch Farhadi lässt ihm genügend Raum, um seine Motivationen zumindest bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar zu machen: „Keiner von den Betroffenen in meinem Film ist gut oder böse. Alle haben ihre guten Gründe, die mit denen der anderen kollidieren und sie in einen Konflikt hinein ziehen.“
Mit fast dokumentarischer Kamera verankert Farhadi seine Figuren detailgenau in ihren (kleinbürgerlichen) Milieus und stößt Türen in private Welten auf. Er gibt Einblicke in die Zwänge unglücklicher Ehen, die Schwierigkeit, als unverheiratete Frau mit der Familie des Bruders zu leben und erzählt dabei – wie nebenher – von der Grausamkeit iranischer Gerichtsbarkeit.
Kommentare