Arcade Fire in Linz: Abwechslungsreich und mitreißend

Win Butler, Sänger und Hauptsongwriter des Rock-Orchesters Arcade Fire
Die Kanadier konnten als Headliner beim "Ahoi! The Full Hit Of Summer"-Festival einmal mehr beeindrucken.

Linzer Donaulände, Dienstagabend kurz nach 21.00 Uhr. Arcade-Fire-Sänger Win Butler macht sich Sorgen um sein Publikum. Just als er und sein Rock-Orchester aus Kanada als Final-Act des heurigen „Ahoi! The Full Hit Of Summer“-Festivals auf die Bühne gingen, schob sich eine fette schwarze Gewitterwolke über das Open-Air-Areal neben dem Brucknerhaus. „Sieht so aus, als würde das bald runterkommen!“, sagt er. „Ich hoffe, ihr kommt damit zurecht.“

Dieser Versuch, mit dem Publikum über Worte zu kommunizieren wirkt ein bisschen linkisch. Auch wenn Butler auf die Verstärker steigt und „Singt mit mir“ brüllt, passt das nicht wirklich zu dem schüchternen introvertierten Musiker, der seine hochklassige Indie-Band über die Jahre ohne jeden Kompromiss an den Mainstream auf die großen Festival-Bühnen gebracht hat. Überzeugender ist der Magister der Theologie dann schon wenn er zwischendurch erwähnt, dass die einzige Chance der Menschheit wäre, wenn „unsere Kinder schlauer sind als wir“.

Der 37-Jährige ist ganz nicht der geborene Frontmann. Aber das muss er nicht sein. Denn seine Band kommuniziert perfekt mit ihrer Musik, bietet alles, was man sich als Feinschmecker wünschen: Genauso anspruchsvolle wie markante Melodien, vielfältige Beats und ein Sound, der in seinem Variantenreichtum einzigartig ist.

An den Anfang stellen Arcade Fire in Linz ihren größten Hit „Wake Up“. Gleich danach geht es von funkigen Rhythmen über Reggae zum von Streichern getriebenen poppigen „No Cars Go“ und dem traurigen, hier auf Butlers Akustik-Gitarre basierenden „Windowsill“.

Möglich wird diese Vielfalt, weil jeder der Musiker des Sextetts, das live noch von zwei weiteren Musikern verstärkt wird, ein versierter Multiinstrumentalist ist. Arcade Fire sind ein Rock-Orchester, dem damit auch ungewöhnlichere Instrumente wie Klarinette, Akkordeon, Xylophon, Violine und Cello zur Verfügung stehen. Und die setzen sie live sehr gezielt ein, um jedem Song eine eigene Klangfarbe und Stimmung zu geben. Noch dazu eine, die häufig anders ist, als die, die man von den Alben kennt. „The Suburbs“ bekommt in Linz eine ganz leise, feierliche Stimmung, „Ready To Start“ ist ein wuchtiger Rocker und „Reflektor“ der Indie-Disco-Song, der er immer war.

Auch drei neue Nummern vom im Oktober erscheinenden Album „Everything Now“ haben Arcade Fire nach Österreich mit gebracht. Während der Titelsong vielleicht ein bisschen zu poppig geraten ist, ist „Creature Comfort“ mit seinem hektischen aufwühlenden Elektro-Beat das Highlight der neuen Songs.

Mit dem sind Arcade Fire dann auch schon bei der Zugabe. Viel zu schnell, hat man das Gefühl. Dieser Band in dieser Form hätten wohl die meisten der über 7000 Zuschauer im Linzer Donaupark gerne noch länger zugehört.

KURIER-Wertung:

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