"Arabella": Eine Wiener Oper in Paris
Eine durch und durch wienerische Oper ("Arabella" von Richard Strauss).
Ein Dirigent, der künftig in Wien stark präsent sein wird (Philippe Jordan, designierter Chefdirigent der Symphoniker).
Ein Regisseur, der die Wiener Opernästhetik der vergangenen Jahre entscheidend mitbestimmt hat (Marco Arturo Marelli).
Eine Protagonistin, die man in Wien und überall anders auf der Welt für ihre fabelhaften Strauss-Interpretationen bewundert (Renée Fleming).
Ein Wiener Bass (Kurt Rydl als Graf Waldner) und eine auch in Wien besonders geschätzte Salzburger Sopranistin (Genia Kühmeier), die in einigen Folgevorstellungen statt Julia Kleiter die Partie der Zdenka singen wird.
"Arabella" mit Fleming: Leider in Paris statt in Wien
Wienerischer kann eine Opernproduktion eigentlich kaum sein – und trotzdem findet sie leider nicht an der Staatsoper statt, sondern an der Pariser Opéra Bastille.
In Wien hatte Renée Fleming die Partie der Arabella, die sie seit mehr als zehn Jahren erfolgreich an vielen Orten gesungen hatte, zuletzt abgesagt. In Paris ist sie eine zutiefst berührende, elegante, nach wie vor fast jugendlich wirkende Tochter des verarmten Waldner, die an den reichen Mandryka vermittelt werden soll. Stimmlich hat die stets wortdeutliche Strauss-Sängerin jedoch schon mehr überzeugt: Ihr Sopran war zwar auch diesmal enorm farbenprächtig, ließ in der Höhe aber einige Schärfen erkennen.
Julia Kleiter ist eine fein phrasierende, enorm präzise Zdenka; Michael Volle ein durchschlagskräftiger Mandryka, der einige Passagen etwas lyrischer anlegen könnte; Kurt Rydl ein mächtiger, profunder Waldner; Joseph Kaiser ein Matteo, der bei dieser Partie an seine Grenzen gerät; und Iride Martinez eine unterbesetzte Fiakermilli.
Die Regie und das sehr klassische Bühnenbild von Marelli – sich drehende, palaisartige und dann wieder spiegelnde Elemente – sind ideal für "Arabella", weil sie das Märchen schön bebildern und den Fokus auf die Sänger richten.
Den größten Erfolg bei der Premiere hatte jedoch Musikdirektor Philippe Jordan am Pult des Orchestra de l’Opéra de Paris. Sein klarer, intellektueller, strukturierter Zugang mag für mehr auf Effekte ausgerichtete Orchester wie jenes der Staatsoper im Strauss-Fach zu radikal sein – in Paris entwickelt er damit faszinierende, klanglich ausbalancierte und immer wieder kammermusikalische Momente. Eine hohe Kunst in diesem riesigen Theater.
KURIER-Wertung: **** von *****
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