Antonia Baum: "Eminem hat mein feministisches Denken geprägt"

Antonia Baum: "Eminem hat mein feministisches Denken geprägt"
Die deutsche Schriftstellerin und Autorin Antonia Baum hat ein Buch über Eminem geschrieben. Ein Gespräch über fallende Helden und Rap.

„Will man ein Buch über Eminem schreiben, hat man im Grunde fast alle Probleme, die man sich wünschen kann“, schreibt die deutsche Schriftstellerin Antonia Baum in ihrem Buch über Eminem. Es wurde kürzlich in der KiWi-Reihe „Musikbibliothek“ veröffentlicht. Denn Eminem sei ein frauen- und schwulenfeindlicher Rapper.
Einerseits.
Andererseits war und ist er auch ein enorm erfolgreicher, genialer Musiker, durch den Antonia Baum ihre eigene Stimme, ihr „Ich“ entdeckte.

KURIER: Welchen Einfluss hat oder hatte Eminem auf ihre Arbeit als Autorin?

Antonia Baum: Eminem hat Geschichten erzählt. An ihm habe ich gesehen, dass wirklich jeder und jede schreiben kann. Ich hatte als Teenager kein besonders großes Vertrauen in meine Fähigkeiten, und das hat mir geholfen. Außerdem hat Eminem mir eine bestimmte Schreibhaltung vermittelt: dieses anarchistische-tarantinohafte Es-ist-mir-wirklich-egal-was-du-willst-Ciao-Ding. Ich würde diese Attitüde als eine typischerweise männlich konnotierte bezeichnen – und davon habe ich mir ein bisschen was genommen. Eine Sprache, mit der ich zum Beispiel das auseinandernehmen konnte, womit sich typischerweise Frauen beschäftigten müssen, das heißt: Misogynie in ihren unterschiedlichen Ausprägungen. Ich glaube, es ging um die Möglichkeit, Schmerz nicht mit der Stimme einer Schmerzensfrau zu erzählen. Denn die schwache, fast verrückte, selbstmordgefährdete Autorin ist ja nicht nur ein Stereotyp, sondern auch ein Fetisch. Ich habe mich in dieser Rolle nie wohlgefühlt, bis heute nicht.

Kommentare