Liederabend in der Scala: Anna Netrebko setzt den Triumphzug fort
Dominique Meyer, der Direktor der Scala in Mailand, hatte nie einen Grund gesehen, Anna Netrebko aufgrund des Krieges auszuladen. Und so sang die russische Sopranistin am Freitagabend vor ausverkauftem Haus ihr kunterbuntes Programm aus Arien, Kunstliedern und Duetten (mit der russischen Mezzosopranistin Elena Maximova) - es war exakt das gleiche wie kürzlich in der Pariser Philharmonie.
Sie wurde wieder vom schottischen Pianisten Malcolm Martineau und vom jungen italienischen Geiger Giovanni Andrea Zanon begleitet.
Anna Netrebko feierte ihre Rückkehr mit vielen großen Gesten: Sie hob den Blumenstrauß auf, der bereits nach der zweiten Darbietung auf die Bühne geflogen war, sie sang mit ihm im Arm, dann legte sie ihn in der Mitte an die Rampe - und faltete die Hände. Sie eroberte leichtfüßig den Raum, die chinesische Seide flatterte vor Begeisterung.
Später legte sie zum Beispiel die Hände auf die Schultern des Pianisten. Und mehrfach geleitete Zanon auf die Bühne. Ja, es war eine große Show, und Netrebko zog alle Register - nicht nur der Theatralik. Sie sang einige Gassenhauer (darunter mit Maximova die "Bacarolle" aus "Hoffmanns Erzählungen" von Jacques Offenbach) - und auch weniger bekannte Literatur.
In den Liedern und Arien (etwa von Claude Debussy, Nikolai Rimski-Korsakow, Sergei Rachmaninow, Francesco Cilea, Gustave Charpentier, Ruggero Leoncavallo und so weiter) ging es in erster Linie um die Liebe und die Sehnsucht, das Liebesleid und die Trennung. Ob man aus den Texten auch eine Botschaft herauslesen konnte? Netrebko bittet schließlich in einer Komposition von Alexander Puschkin und Sergei Rachmaninow inbrünstig, nicht das traurige, georgische Lied zu singen...
Netrebko sang auch vier Lieder von Richard Strauss: Die Nacht lösche "alle Lieder dieser Welt / Alle Blumen, alle Farben" aus. Aber auch: "Und morgen wird die Sonne wieder scheinen"!
Wie in Paris gab Netrebko drei Zugaben. Trotz des Jubels war danach Schluss.
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