Wir sind Helden
Diese beiden Welten bespielt sie dann nach Belieben – mal als Musikerin, mal als Theaterregisseurin. Und nun auch als Kuratorin für die 14. Ausgabe des Wiener Popfest.
Für Mabo war das eine große Ehre, aber auch Überraschung: „Ich habe keineswegs damit gerechnet. Ich dachte eher: Warum ich? Andere Leute können das doch viel besser. Aber man kann ja alles lernen, dachte ich mir. Und da ich es liebe, Musik zu hören, habe ich es auch genossen, das im Auftrag des Popfest zu machen“, sagt die Wienerin. Sie und der Co-Kurator Dorian Concept, der in einer ganz anderen musikalischen Blase wie sie unterwegs sei, haben sich dann gegenseitig Songs vorgespielt – und so neue heimische Acts für sich entdeckt. „Ich habe dadurch viel über die elektronische Musikszene in Österreich gelernt, konnte einige Wissenslücken, was die heimische Musiklandschaft betrifft, schließen. Das war ein großes Geschenk“, findet Mabo und fügt ein Aber hinzu. Denn es sei natürlich auch anstrengend, mühsam und fordernd gewesen, wie sie im Gespräch offen und ehrlich zugibt. Mit ihrer Unbekümmertheit, ihrer uneitlen, unaffektierten wie sympathische Art erobert die 26-Jährige seit ihrem Zweitwerk „Notre Dame“ (2021) und Songs wie „Bin am Werden“ nach und nach die heimischen Herzen und Bühnen. Es geht also nach oben, nicht steil, aber nachhaltig.
Anna Mabo heißt eigentlich Anna Marboe. Sie entspringt einem gutbürgerlichen Elternhaus, der Vater war früher Wiener Kulturstadtrat, die Mutter ist Jus-Professorin. In ihrem Jugendzimmer lief Bob Dylan und ganz viel Wir sind Helden.
Wie kommt es dann dazu, dass es beim Popfest einen Punk-Schwerpunkt gibt? Weil Dorian und ich diese Leidenschaft teilen. Punk-Songs schaffen es in oft nur drei Minuten und mit wenigen Worten das auf den Punkt zu bringen, für das andere, auch ich, eine lange Geschichte erzählen müssen. Und das fasziniert mich“, sagt Mabo.
Fundament der Lieder
Auf ihrem neuen und dritten Album „Danke, gut“ hat sie dann auch selbst zwei für sie recht untypische, punkige Songs gepackt. Der eine heißt „Hallo“ und eröffnet die Platte und der andere gibt ganz klar die Richtung vor: „Ich mag dich einfach nicht“.
Insgesamt fallen die 13 neuen Songs musikalisch relativ vielseitig aus, was Anna Mabo auf Clemens Sainitzer und Schlagzeuger Alexander Yannilos schiebt, die an der Produktion wesentlich beteiligt waren. Die Grundideen stammen dabei von Mabo, die zuerst einmal die Texte schreibt, dann auf der Gitarre erste Melodien einspielt und damit das Fundament der Lieder baut. Dann kommen meist andere ins Spiel, „Musiker mit ihren Geschichten und ihren Vorlieben“, wie sie sagt. Und je nachdem wer dabei ist, fällt das Ergebnis mal folkig-verträumt, mal balladig-schmusig, mal rockig-frech aus. Aber wie entscheidet sich das, wer dabei ist? „Zuerst interessiert mich nur der Mensch, die Person. Dabei Frage ich mich: Will ich gerne Zeit mit ihr verbringen? Wenn ich das mit Ja beantworten kann, dann geht ans gemeinsame Musizieren“, sagt Mabo. Bei so viel Abwechslung gibt es aber eine Konstante: Die Sprachverliebtheit. Gesungen wird auf Deutsch, weil sie sich in ihrer Muttersprache einfach besser ausdrücken kann. Für mich waren Songs immer schon ein Kommunikationsmittel. Ich habe natürlich auch wie viele andere Teenager, mit zwölf oder 13, zu einem Zeitpunkt, in dem man noch vom Weltruhm träumt, schlechte englischsprachige Lieder geschrieben. Diese wurden dann leider auch nicht besser. Mein Englisch ist zwar schon vorhanden, aber das Dichten und Reimen, diese Doppelbödigkeit, die meine Texte ausmachen, gelingt mir eben auf Deutsch viel besser.“
„Am Sand“
Die Musikerin ist auch Absolventin am Max-Reinhardt-Seminar und eine gefragte Theaterregisseurin. Im Wiener Rabenhof inszenierte sie 2022 etwa einen umjubelten wie gelungenen Abend, für den sie Text und Musik selbst geschrieben hat und auch selbst als Musikerin auf der Bühne stand. Im Oktober wird das Stück mit dem Titel „Am Sand“ noch einmal an zwei Tagen (4. und 6. 10.) im Rabenhof gezeigt. Weiters stehen Inszenierungen im Wiener Kosmos Theater und im Linzer Landestheater an. Mehr dazu könne sie aber noch nicht verraten.
Dass es derzeit für auf beiden Bühnen (Musik und Theater) so gut läuft, sei keine Selbstverständlichkeit. „Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich das jetzt alles machen darf. Das wollte ich schon immer, bereits als Jugendliche. Aber damals habe immer gedacht, dass ich viel zu schlecht dafür bin. Ich habe immer nur aus Entertainmentgründen die Leute am Lagerfeuer mit diversen Pop-Klassikern unterhalten und dafür gesorgt, dass die Menschen nicht so viel miteinander reden, denn ab einer gewissen Uhrzeit werden die Gespräche ja immer schlechter (lacht). Außerdem fand ich es schon immer cool, dass man mit einer Gitarre relativ niederschwellig gute Geschichten erzählen und schöne Momente erzeugen kann.“
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