„Das Leben hier ist schnell vorbei. Der Himmel ist ewig,“ schreibt sie in ihren Briefen an Gott. Aber es wird nicht der liebe Gott sein, der doch noch so etwas wie Momente der Lebensfreude in ihr Dasein bringt: Die Barsängerin Shug verändert Celies Leben und zeigt ihr, dass ein Körper auch etwas anderes als Schmerzen spüren kann. Alice Walkers Drama „Die Farbe Lila“, 1983 mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet und 1985 von Steven Spielberg verfilmt, zählt zu den berühmtesten Romanen über Rassismus und ist nach wie vor eine Lektüreempfehlung, insbesondere in der Neuübersetzung von Cornelia Holfelder-Von der Tann: Sie trifft Celies lapidaren Ton eines wie auf die Seiten geworfenen Schicksals punktgenau.
Das gilt auch für die Tagebücher der Schriftstellerin Alice Walker, die am 9. Februar 80 wird. „Gott, was für eine dicke Scheiße, durch die Schwarze Frauen durchmüssen“, hielt Walker am 16. Juni 1973 darin fest. Die unter dem Titel „Blüten sammeln unter Feuer“ erschienenen Aufzeichnungen beschrieben über einen Zeitraum von 50 Jahren den Weg der Farmerstochter aus Georgia zur Schriftstellerin und Kämpferin für die Rechte schwarzer Frauen. Die Tagebücher sind keine linear erzählten Lebenserinnerungen. Oft fungierte das Tagebuch als Notizblock (samt Einnahmen-Ausgaben-Rechnungen), manchmal als Reisetagebuch (auch seelischer Entdeckungsreisen, ein bisserl esoterisch angehaucht), vor allem aber sind diese Aufzeichnungen Zeitdokumente – samt sehr persönlicher Einblicke. Man lernt Walker als Tochter, Mutter, Liebende und Aktivistin kennen, stets erfüllt von unbändigem, für andere oft anstrengendem Idealismus. Und man erfährt, dass Alice Walker Whoopi Goldberg als Hauptdarstellerin ihrer Romanverfilmung sehr mochte („Whoopi ist unglaublich!“). Mit dem Drehbuch konnte sie immerhin leben.