Alice Cooper und die Wirtschaft: Ein kleines bisschen Horrorshow

Es gibt Branchen, die haben auch in der Wirtschaftskrise Glück. Die Lieferanten von Theaterschminke im 15. Bezirk Wiens zum Beispiel, die erleben dieser Tage vermutlich ein kurzes Konjunkturhoch. Nur zwei Tage nach den Maskenbären von KISS betrat der ebenfalls stets durch dezent geschmackvolles Augenmakeup auffallende Horror-Onkel Alice Cooper die Bühne der Wiener Stadthalle.
Und er musste gleich die Grausamkeit der Gruselgestalten "Angebot" und "Nachfrage" zur Kenntnis nehmen: Schlichteten sich bei KISS noch an die 9000 Besucher in die Halle, zeigte sich der Markt bei Alice Cooper übersättigt und mit Verdauungsstörungen kämpfend - nur 1500 Zuschauer wollten ihr Geld zum Roland-Rainer-Platz 1 tragen.
Bei allem Respekt vor Coopers Meuchelmördern, Frankensteinen, buckligen Gruselmönchen, überdimensionalen Höllen-Babys, untoten Wasserleichen und grimmigen Dominas - Marktwirtschaft, das ist derzeit die wahre Horrorshow. Wer wirklich Angst haben will, der geht nicht zu Alice Cooper, sondern an die Tankstelle.

Entgleisendes Haupthaar
Wer nicht kam, der hat aber eindeutig etwas versäumt, ebenso wie die Dame, die in Reihe vier der Südtribüne den Großteil der Show verschlief. Angetrieben von einer schwer und präzise mahlenden Band - in der die sportive Gitarristin Nita Strauss die Führungsaufgaben übernahm und zum Zeichen dessen fleißig ihr Haupthaar Richtung erste Reihe entgleisen ließ - präsentierte sich der 73-jährige Cooper in ausgezeichneter Spätform. Die Stimme hielt, das Makeup ebenso.
Mit geschmeidigen Hardrock-Schlagern wie "Poison", "Hey Stoopid", "Bed Of Nails", "Billion Dollar Babies", "I'm Eighteen", "No More Mr. Nice Guy" oder "Feed My Frankenstein" kann sowieso wenig schief gehen. Alice persönlich exekutierte ein fröhliches Mundharmonika-Solo, wollte wenig später ein Baby (aber nein, kein echtes!) zerschnetzeln, wurde aber daran gehindert und folgerichtig guillotiniert: Ja Kinder, das passiert, wenn ihr eure Suppe nicht aufesst!
Am Ende war dann die Schule aus, und zwar für immer, und das kleine Mädchen links von der Bühne durfte endlich tanzen.
Fazit: Ein großer Spaß, trotz wirtschaftlich rauen Gegenwinds.

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