Ein kleines bisschen Horrorshow

Alice Cooper in der obligaten großkoalitionär gestreiften Dienstkleidung: Welcome to my Geisterbahn!
Alice Cooper begeisterte mindestens 3000 Besucher in der Wiener Arena.

Da sieht man wieder, wie entscheidend die richtige Wahl der Drogen für den Erfolg sein kann: Viele, viele Jahre lang war Alice Cooper – bzw. dessen Darsteller Vincent Furnier – schwerst unter dem Einfluss. Dann wechselte er vom Alkohol zum doch deutlich weniger gesundheitsschädlichen Golfspiel (und zum erleuchteten Christentum).

Und das macht sich bezahlt. Cooper, der am Vormittag vor seinem Wien-Konzert noch eine gemütliche Runde spielte, ist mit 67 Jahren noch derart gut in Form, dass sich einige jüngere Rockstar-Kollegen genieren müssten. Praise the Lord!

Gestreift

Ein kleines bisschen Horrorshow

Mit "Hello Hooray" schmiss er sich auf die Bühne, in seinem schon klassischen Outfit fürs Büro (großkoalitionär gestreifter Samtanzug), blendend bei Stimme, bestens gelaunt. "House Of Fire", "No More Mr. Nice Guy", "Under My Wheels" – wenn der Mann die Hardrock-Jukebox anwirft, vergisst das Publikum beinahe aufs Handy-Mitfilmen.

Stichwort Publikum: 3000 sind offiziell erlaubt, wie viele waren es wirklich? Sagen wir so: Die Zuschauer mussten erhöhte Bereitschaft zu zwischenmenschlicher Nähe mitbringen, um sich in die Arena zu schlichten. Das hinderte sie keineswegs daran, geordnet auszuflippen, als gebe es kein Morgen. Stimmung! Aber rasch!

Alice Cooper lässt sich auch auf dieser Tour von einer Band aus dem Katalog für Los-Angeles-Showmusiker begleiten. Der Schlagzeuger kann beim Spielen die Stöcke drehen und werfen und wieder auffangen, ähnliches macht einer der drei Gitarristen mit seinem Plektron, vermutlich können sie während des Spielens auch mit den Zehen eine Ansichtskarte an die Mami schreiben. Und natürlich beherrschen sie – allen voran die blonde Gitarristin Nita Strauss – das im Hardrock spielentscheidende Posing, also mit abgewinkeltem Standbein und erigierter Gitarre finster dreinschauen. Dazu gibt es sportive Soli und auf den Garpunkt genau erhitzte Riffs.

Geisterbahn

Ein kleines bisschen Horrorshow

Im zweiten Teil wird es musikalisch ein wenig subtiler, jetzt kommt die Horror-Show: Schlange-Frankenstein-Mord-Zwangsjacke-Enthauptung. Erstaunlich, dass dieses kleine bisschen Horrorshow einmal wirklich schockierte. Heute wirkt das ein wenig wie ein Besuch in der Geisterbahn im Wurstelprater – wenn der Sohn dem Papa vorspielt, dass er sich eh fürchtet, und der Papa so tut, als wisse er nicht, dass das gelogen ist.

Ist aber völlig egal: das Gruseltheater macht allen Beteiligten viel Spaß. Noch einen Hotdog?

Die großen Toten

Ein kleines bisschen Horrorshow

Am Ende kommt eine Hommage an große Tote der Rockgeschichte: "Break On Through" ( The Doors/Jim Morrison), "Revolution" (The Beatles/John Lennon), "Foxy Lady" (Jimi Hendrix) und "My Generation" (The Who/Keith Moon) – alles sehr knackig interpretiert, wenn auch im einheitlichen Hardrock-Sound.

Dann noch "Eighteen", "Poison" und "School’s Out" und ein wirklich gelungenes Konzert ist zu Ende.

Vorher gab es übrigens einen doppelten Regenbogen überm Gelände – der oberste Spezialeffekte-Meister war seinem treuen Diener Alice gewogen.

KURIER-Wertung:

Ein kleines bisschen Horrorshow
Ein kleines bisschen Horrorshow
Ein kleines bisschen Horrorshow
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