Viel passiert ist in den Räumen, die seit 2016 nicht mehr mit Ausstellungen bespielt wurden, dennoch: Vor allem der Ausbau großer Hängeflächen wurde unter Schröders Ägide massiv vorangetrieben. Zwar hatte schon das Ehepaar Essl mit seiner Vorliebe für Maler wie Georg Baselitz oder Anselm Kiefer dafür entsprechende Vorkehrungen getroffen, nun aber sind die Dimensionen nochmals gewachsen.
Der Architekt des Essl-Museums, der erst im vergangenen Jänner verstorbene Heinz Tesar, hatte das Museum einst um einen dreieckigen Innenhof herum geplant: Entlang zweier spitz zulaufender Schenkel war ein Rundgang angelegt. In der „Albertina Klosterneuburg“ ist das Publikum nun aufgefordert, die zwei Trakte entlang und wieder zurückzugehen – so würde die Aufmerksamkeit auch auf Werke fallen, die man sonst vernachlässige, erklärt Schröder.
Fenster abgedichtet
Der massivste Eingriff, den er noch selbst mit Tesar besprochen habe, war aber, das lange, zum Hof hin verlaufende Fensterband abzudichten und innen mit Hängeflächen zu verbauen. Die Sonneneinstrahlung, die die nach Südwesten ausgerichteten Fenster in die Innenräume ließen, würde nicht mehr heutigen Museumsstandards entsprechen, sagt Schröder. Auch sei der Trakt bisher nicht durchgehend klimatisiert gewesen.
Hallen und Wände
Als Resultat gibt es nun mehr Platz für Kunst, aber eben auch weniger Durchlässigkeit nach Außen. Im ersten der zwei Geschoße hat Schröder einen Parcours mit Malerei angelegt, der den Stilentwicklungen der Pop Art und des Fotorealismus folgt: Mit US-Stars wie Andy Warhol und David Salle, aber auch österreichischen Größen wie Kiki Kogelnik, Christian Ludwig Attersee oder Franz Zadrazil. Entlang einer von Tesar ersonnenen Rotunde führt eine Treppe in das Obergeschoß mit dem charakteristischen Wellendach – mit einer neuen Lichtanlage ergibt sich ein imposanter Hallencharakter.
Malerei und Skulptur lieferten einst die Vorgaben für das Museum – auch wenn das Ehepaar Essl sich bald auch für Fotografien und für Videos interessierte. Der südlichere Trakt des Dreiecks, von Tesar mit sogenannten Laternen für den Einfall von Naturlicht von oben ausgestattet, ist kaum verändert und bleibt ein wunderbarer Ort für Malerei. Der Parcours verläuft hier von abstrakter Kunst amerikanischer Prägung hin zu europäischen Gegenparts wie Georges Mathieu, Arnulf Rainer und Hermann Nitsch. Es folgen Werke deutscher Malerheroen (Baselitz, Immendorff, Lüpertz) und ein Raum für Maria Lassnig.
Es ist ... eine Albertina!
Die Sorge, dass der neue Standort und die erst 2020 im Künstlerhaus am Karlsplatz eröffnete „Albertina Modern“ einander kannibalisieren könnten, teilt der expansionsfreudige Museumschef nicht. „Dieselbe Kunst ist hier an diesem Ort etwas anderes“, sagt er. Das Klosterneuburger Museum sei immer schon ein Ausflugsziel gewesen und „mit einem anderen Impetus besucht worden“ als die Museen in der Hauptstadt, erklärt Schröder – auch wenn das Publikum stets vorrangig aus Wien kam.
Die Hoffnung sei nun, verstärkt Publikum aus dem Umland und aus Orten wie Tulln, Stockerau oder Hollabrunn anzuziehen und dieses auch mit spröderer Kost zu konfrontieren. „Ich verstehe mich schon auch als Botschafter der Offenheit“, sagt Schröder, der für die heurige erste Saison, die bis 2. November andauert, Besucherzahlen zwischen 80.000 und 100.000 anpeilt. Eine große Institution wie die Albertina habe eine „andere Autorität“ als ein Privatmuseum und könne Kunst anders vermitteln – „es ist hier mehr als eine Leidenschaft.“
Das Gerücht, dass sich Schröder mit dem Klosterneuburger Standort ein Betätigungsfeld für die Zeit nach seinem Abgang als Albertina-Chef Ende 2024 schaffen wolle, kommentiert der Angesprochene mit Ironie: „Klar, ich habe hier im Haus schon eine Wohnung mit Terrasse bezogen“, sagt er. Das Augenzwinkern ist nicht übermäßig auffällig, aber wahrnehmbar. Zu gestalten gebe es freilich noch viel: Derzeit wird das Museum nämlich von einer Pferdekoppel und zwei provisorischen Schulgebäuden umringt, eigentlich war hier ein Park mit Skulpturen gedacht. „Da muss ein Masterplan her!“, sagt Schröder. Dafür kämpfen wird allerdings sein Nachfolger müssen.
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