"Gefährliche Zeiten für die Kunst"

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Der Tänzer und Choreograf Akram Khan, zu Gast beim ImPulsTanz-Festival, im Interview.

Technologie per se ist kalt und steril. Nur durch unsere Interaktion kann man sie zum Leben erwecken oder mit Poesie erfüllen.“ Das Verhältnis von Tanz und Technologie erforschte der britische Tänzer und Choreograf Akram Khan (Jg. 1974) zuletzt in seinem Stück „DESH“ – und er begeistert damit die Fachwelt.

KURIER: Sie sind wiederholt bei ImPulsTanz aufgetreten. Warum kommen Sie gerne zurück?
Akram Khan: Das Festival hat eine Energie, die man sonst nirgends auf der Welt findet, da es nicht nur ein hervorragendes Publikum, sondern eine riesige Anzahl von Tänzern anzieht.

Was ist der Unterschied zwischen einem Solo-Programm wie DESH und dem Ensemble-Stück iTMOi, wo Sie als Choreograf nicht auf der Bühne stehen?
Als Solist hat man die komplette Kontrolle auf der Bühne. Die Kunst besteht darin, die Kontrolle zu verlieren und sich auf den Fluss des Abends einzulassen. Wenn ich nicht Teil des Stücks bin, kann ich nicht eingreifen. Ich versuche das abzufedern, indem ich den Stücken mehr Struktur gebe als früher. Die Tänzer haben weniger Platz für Improvisation und müssen ihre Freiheiten im eng vorgegebenen Rahmen finden.

Wie schwierig ist es, im eigenen Stück nicht mitzutanzen?
Teil des Ensembles zu sein, war nicht immer zum Vorteil früherer Stücke. Der Körper ist ja mit dem eigenen Ego verknüpft und in meinem Fall hat das den anderen Tänzer viel Raum weggenommen. iTMOi ist die erste Produktion, bei der ich das Gefühl habe, dass meine Vision funktioniert, ohne dass ich mittanze. Aber es war ein schwieriger Prozess.

Bilder des ImPulsTanz '13

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Tanz erfordert physische Höchstleistungen. Haben Sie Angst davor, dass der Körper eines Tages nicht mehr mitspielt?
Der Gedanke daran kann Furcht einflößend sein. Anderseits versuche ich schon jetzt, weniger auf der Bühne zu stehen, auch weil ich nicht das ganze Jahr auf Tour sein möchte und sonst zu viele andere Projekte liegen bleiben.

Vor eineinhalb Jahren haben Sie sich die Achillessehne gerissen. Eine schwierige Zeit?
Es war traumatisch. Von den sechs Monaten Pause lag ich drei im Bett. Schon nach wenigen Tagen ohne Bewegung fangen die Muskeln an sich aufzulösen. Man muss von vorne anfangen: Auf zwei Füßen gehen, rennen, springen, dann tanzen. Das war ein demütigender Prozess, zumal man als Tänzer mehr kann, als nur spazieren zu gehen. Aber es macht auch bescheiden.

Das Publikums-Interesse an Tanzfestivals ist groß, viele Künstler beklagen sich aber über die mangelnde Unterstützung durch die öffentliche Hand.
Es sind gefährliche Zeiten für die Kunst – in ganz Europa. Wenn wie in Holland 60 Prozent der Kunstförderung gestrichen werden und renommierte Tanzensembles über Nacht zusperren müssen, ist das beängstigend. Dabei ermöglicht uns Kunst doch zu träumen, Hoffnung zu schöpfen und den profanen Alltag hinter uns zu lassen.

Eine Langfassung des Interviews mit Akram Khan finden sie auf futurezone.at.

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