"Afrika! Afrika!": Wenn die Schwerkraft Pause macht
Die Magie eines ganzen Kontinentes einfangen, das ist kurz und knapp das hehre Ziel von André Hellers Zirkusspektakel „Afrika! Afrika!“.
Der künstlerische Tausendsassa hat seinen einstigen Showerfolg, der mehr als vier Millionen Besucher anlocken konnte, jetzt, mehr als fünf Jahre später, als fantasievolles und energiegeladenes Theaterereignis neu inszeniert. Am 1. Oktober fand die umjubelte Weltpremiere in Deutschland statt, ab morgen ist „Afrika! Afrika!“ in Linz zu sehen.
Der Titel mag zwar gleich geblieben sein. Das Programm, die Arrangements und Effekte sind aber für die Neuauflage komplett umgestaltet worden. Auch der Großteil der Künstler ist zum ersten Mal mit dabei.
Statt in einem Zirkuszelt findet die Show nun in großen Theatern und Veranstaltungssälen mit insgesamt 77 Artisten und 18 Showacts statt. Herzstück der Produktion ist eine 140 Quadratmeter große LED-Leinwand, die mit beinahe dreidimensionalen Effekten überrascht und die einzelnen Darbietungen mit kleinen Geschichten untermalt.
Die Künstler jonglieren und bilden Menschenpyramiden, lassen Tische und große Tonkrüge mit erstaunlicher Leichtigkeit auf ihren Zehenspitzen rotieren und tanzen bis zum Umfallen zu mitreißender Livemusik. Die afrikanischen Choreografien reichen dabei von den wilden und gestenreichen Tänzen aus dem Senegal über die extrem schnellen Füße der Elfenbeinküste bis zum Gumboot-Dance (Gummistiefel-Tanz), der in den 1880er-Jahren in den Diamantenminen in Johannisburg entstand.
KURIER-Leser können am Montag von 11 bis 13 Uhr unter der Nummer ☎ 01/522 3903 je zwei mal zwei Karten für die „Afrika! Afrika!“-Vorstellung am 5. 11. in Linz, am 4.12. in Salzburg, am 22.12. in Wien, am 20. 2. in Bregenz und am 19. 3. in Graz gewinnen. Rechtsweg ausgeschlossen, eine Barablöse ist nicht möglich. Gilt nur für Verbraucher im Sinne des KSchG.
77 Künstler und 18 Liveacts erwarten die Besucher bei „Afrika! Afrika!“
TermineVon 5.–9. 11. in der Linzer Tipsarena; von 4.–11. 12. im Salzburger Haus für Mozart; von 22. 12.–16. 1. in der Wiener Stadthalle; 20.–23. 2. im Bregenzer Festspielhaus und von 19.–23. 3. in der Grazer Stadthalle. Karten: 01/96096
Zwei Tage vor der Premiere der Erfolgsshow Afrika! Afrika! in Klagenfurt laboriert André Heller noch an einer Grippe, aber bis am Dienstag wird er wieder fit sein. 77 Artisten und Akrobaten entfachen dann ein Showfeuerwerk, für das es beim Tourneeauftakt in Baden-Baden Standing Ovations gab. Im Interview erzählt André Heller, warum er sich zur Neuauflage überreden ließ.
KURIER: Wie kam es zu der Neuauflage von „Afrika! Afrika!“?
André Heller: Die Show ist in Afrika bei allen jungen, arbeitshungrigen, hochbegabten Artisten ein Mythos. Nun hat sich eine neue Generation, angeregt von den zahlreichen Szenen-Ausschnitten auf YouTube, selbst mit unbändigem Willen zu Meisterwesen des Tanzes, der Exzentrik, der Akrobatik ausgebildet. Als Folge haben diese Künstler meinem Seelenbruder, dem Choreografen George Momboye, und meiner Wenigkeit, über drei Jahre mit eMails, Videobotschaften und Briefen die Tür eingerannt: Wir sollten bitte unbedingt noch einmal eine Tournee wagen, um ihnen die Chance zu geben, unter würdigen Bedingungen das europäische Publikum zu erstaunen. Ich habe mich anfangs gewehrt, weil ich so intensiv meinen friedlichen Gartenprojekten hingegeben bin, aber dann schlussendlich zugestimmt, allerdings unter der Bedingung, dass es ein von Grund auf anderes und innovatives Theaterereignis und kein sündteurer Zirkus mehr wird. So sind jetzt 77 Ausnahmekönner aus 15 Ländern auf Reise, und es ist sehr sinnvoll und schön.
Glauben Sie, kann die neue Show den Erfolg von vier Millionen Zuschauer übertrumpfen?
Keinesfalls. Das Gastspiel dauert ja nur bis April 2014, während der Zirkus jahrelang unterwegs war. Wer sich das neue Programm also jetzt nicht anschaut, wird keine Chance mehr haben, es zu erleben. Das jahrelange, in ständig wechselnden, eher grauen Städten und Hotels, immerzu warten auf den magischen Augenblick der Abendvorstellung, hat damals viele Mitwirkende überfordert, heimwehkrank und in gewissem Sinn verloren gemacht.
Wie lange haben Sie an Ihrer neuen Show gearbeitet? Wie unterscheidet sie sich von der ersten?
Zunächst gab es vier Monate Proben in Guinea, Tansania, Senegal und der Elfenbeinküste und dann heuer von Anfang August bis Anfang Oktober in
Deutschland. So konnte etwas, von der opulenten Optik, der Lichtregie, der Ausstattung, der exzellenten Band, aber besonders vom Schwierigkeitsgrad her völlig Neues entstehen. Liebenswert, grotesk und zumeist atemberaubend. Die Energie und Leuchtkraft der Unternehmung ist, was uns Gott sei Dank die Reaktionen von Publikum und Kritik bestätigen, ein rarer Glücksfall. Die Menschen gehen am Ende inspiriert, tanzend und mit einem frohen Herzen aus dem Theater.
Wie sehen Sie Afrika?
Afrika ist ein Riese an betörender Vielfalt und unterschiedlichsten Segnungen und Arten von Weisheit. Aber auch, wie es der Polarität entspricht, übervoll an Schrecken und Verwirrendem. Eine Palette mit Millionen von Nuancen. Das typische Afrika gibt es natürlich so wenig wie das typische Europa. Die sehr selbstbewussten jungen Herrschaften, mit denen ich hauptsächlich zu tun habe, stehen mit einem Bein in ihren alten Traditionen, den spirituellen Ritualen, Kunstformen und Geisterwelten und mit dem anderen, jede wache Stunde auf Arbeitschancen und menschenwürdige Zukunft hoffend, im Jetzt von Internet, Hip-Hop, Mode und häufig einer sehr lustvollen Form satirischen Humors. Beides spiegelt die Show.
Wenn man Ihre Show als Hommage an Afrika sieht, haben Sie auch schon einmal ein Hilfsprojekt in Afrika angedacht?
Aus den Zirkuseinnahmen haben wir jahrelang hohe Beträge für kulturelle Projekte in zahlreichen Ländern, oberhalb und unterhalb des Äquators zur Verfügung gestellt. Filme, Musikexperimente, Studierende, Literaturprojekte wurden in Kooperation mit der deutschen UNESCO Kommission und dem Goethe Institut gefördert. Diesmal unterstützen wir Auma Obama, die Schwester des US-Präsidenten, bei ihren exzellenten Hilfsprojekten in Kenia. Und mein Sohn und ich finanzieren seit 2007 eine von der Caritas betriebene Schule mit Wohn- und Essensmöglichkeiten sowie diverse Berufsausbildungen für die durch den grausamen Bürgerkrieg aus allen Gnaden gefallene sudanesische Kinder und Jugendliche.
Wäre es nicht besser, Frank Stronach hätte lieber in Hilfsprojekte in Afrika investiert anstatt in einen Wahlkampf?
Stronach ist auch bei Spenden sehr großzügig, aber mit den hohen Ausgaben, zugunsten seiner surrealen, wohl brachial gescheiterten, Politträume hätte er natürlich weltweit Zehntausende Leben retten und effiziente Hilfe zur Selbsthilfe für die Ärmsten der Armen leisten können. Dass einer Dutzende Millionen einsetzt, nur um sich sehr engagiert den eigenen Ruf zu beschädigen, erscheint mir unter keinem Gesichtspunkt ein besonders kluges Investment. Aber jeder hat ein Recht auf seinen Lernprozess.
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