Von der Felsmalerei zur Medienkunst: Ausstellung zur "Aboriginal Art".
02.02.15, 06:00
Rostrot, Ockergelb, Schwarz, und Weiß: erdige Farben für eine erdige Kunst. Es ist eine Welt mit einer reduzierten Palette, in die man beim Betreten der Ausstellung "
Aboriginal Art" im Essl Museum eintaucht.
Die Aboriginal Art wurzelt, im ganz wörtlichen Sinn, in der australischen Landschaft. Über Jahrtausende hinweg wurde mit Erdpigmenten auf Felsen gemalt. Heute ist das ein bisschen anders: Die Farbe ist oft synthetisches Polymer, und der Malgrund ist nicht mehr eins mit dem Land, sondern kann auf Reisen gehen.
Zum Beispiel in die Sammlung von Australienfan Karlheinz Essl, der in Klosterneuburg die bereits dritte Ausstellung zur Kunst der australischen Ureinwohner eröffnet hat. Zum ersten Mal speist sich die Schau mit dem simplen Titel "Aboriginal Art" aber ausschließlich aus eigenen Sammlungsbeständen – und zielt darauf ab, die Bandbreite der Kunstrichtung zwischen Tradition und Aktualität abzubilden.
Am Anfang stehen die traditionellen Dot-Paintings von Künstlern wie Queenie McKenzie Nakarra oder Rover Julama Thomas. Sie setzen nicht-gegenständliche Muster oder abstrakte Darstellungen von Landschaften, Menschen, Pflanzen und Tieren auf charakteristische Weise ins Bild. Die Farben sind gedeckt – wichtiger sind Kontraste, die leuchtend weißen, gepunkteten Konturen um dunkle Farbflächen, die unzähligen Arten von Schraffuren und Binnenmusterungen, Pünktchen, Häkchen, und Gittermuster.
Interessant hierzu: In der Sprache der Aborigines gibt es keine Farbwörter, sie beschreiben ihre Welt mit Begriffen wie hell oder dunkel, monochrom oder gemustert, gepunktet oder gestreift, leuchtend oder stumpf, und unzähligen anderen, die sich im Deutschen nur schwer durch einzelne Worte ausdrücken lassen.
Die Dot-Paintings stehen in der direkten Nachfolge der ursprünglichen Bildproduktion der Aborigines. Sie war stets in die ritualistische Praxis eingebunden und eng mit der mündlichen Überlieferung mythologischer Inhalte, sogenannter "Dreamings" verknüpft, deren Motive auch in den Bildern dargestellt wurden. Erst in den 70ern begannen Aborigine-Künstler auf Leinwänden statt auf Felsen zu malen.
Seitdem nimmt die Aboriginal Art ganz unterschiedliche, mitunter auch internationale Züge an. Etwa wenn aus Gracie Greenes Dot-Paintings neben den traditionellen Erdtönen plötzlich auch brillante Primärfarben herausleuchten. Oder wenn die Fotografie und Medienkunst der jüngeren Generation viel eher den aktuellen Alltag der Aboriginal People als die traditionellen Überlieferungen verarbeiten.
So spiegelt sich in der Geschichte der Aboriginal Art die Geschichte der Kultur der Ureinwohner überhaupt: Im Ringen um die Erhaltung der eigenen Kultur ist es oft nur die Anpassung, die vor dem Verschwinden bewahrt.
„Aboriginal Art“ im Essl Museum
Die Ausstellung Die Schau widmet sich der Kunst der Ureinwohner Australiens. Gezeigt werden Stücke der eigenen Sammlung, darunter Werke von Emily Kame Kngwarreye, Queenie McKenzie Nakarra und Destiny Deacon. Der Fokus liegt auf dem Spannungsfeld zwischen Tradition und Innovation.
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