Goldener Löwe für Drama aus Venezuela

Regisseur Lorenzo Vigas mit dem Goldenen Löwen
"Desde alla" von Regisseur Lorenzo Vigas konnte die Jury überzeugen.

Das erste Mal in der Geschichte lief ein Film aus Venezuela auf dem Filmfestival in Venedig – und erhielt prompt den Hauptpreis: Der Goldene Löwe ging an „Desde allá/From Afar“ von Regisseur Lorenzo Vigas. Vigas erzählt in seinem aufreibenden Spielfilmdebüt von der emotionalen und sexuellen Beziehung eines älteren Mannes zu einem Teenager.
Auch der zweite Preis ging nach Südamerika: Der argentinische Regisseur Pablo Trapero erhielt den Silbernen Löwen für beste Regie für „El Clan“. In „El Clan“ steht die angespannte Beziehung zwischen einem Vater und seinem Sohn am Ende der argentinischen Militärdiktatur im Zentrum – und erzählt packend von der Herrschaft eines Vaters, der seine Familie in die Entführungen und Hinrichtungen wohlhabender argentinischer Familienmitglieder involviert. „Es lebe das Kino!“ jubelte Trapero am Ende seiner Dankesrede, als er mit dem Löwen die Bühne verließ.
Der große Preis der Jury – die übrigens von dem mexikanischen Oscarpreisträger Alfonso Cuarón („Gravity“) angeführt wurde – ging schließlich in die USA: Charlie Kaufman und Duke Johnson erhielten die Auszeichnung für ihren herausragenden, witzig-sensiblen Stop-Motion-Puppen-Animationsfilm „Anomalisa“.
Den Spezialpreis der Jury erhielt der türkische Regisseur Emin Alper für sein überhöhtes Drama „Abluka/Frenzy“, das von Hundefängern am Rande der Großstadt erzählt.
Als bester Schauspieler wurde der Franzose Fabrice Luchini für „L’hermine“ von Christian Vincent ausgezeichnet; als beste Schauspielerin reüssierte Valeria Golino in „Per amor vostro“. Den Preis als bester Nachwuchsdarsteller erhielt der junge Abraham Attah für sein atemberaubendes Spiel in „Beasts of No Nation“.


Verlierer

Auch die Preisverleihung der 72. Filmfestspiele von Venedig bestätigte wieder einmal, dass die von Kritikern im Vorfeld gehandelten Favoriten keineswegs mit dem Geschmack einer Preisjury übereinstimmen müssen. Sowohl der von allen rundum gelobte russische Beitrag – Aleksander Sokurovs „Francofonia“ – ging leer aus; wie auch das erschütternde Doku-Drama „Rabin, The Last Day“ von Amos Gitai, der die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten Yitzhak Rabin in ein streitbares Polit-Manifest verwandelte. Einzig die allumfassende Begeisterung für „Anomalisa“ fand ihren Niederschlag im Preisregen.
Gleich zu Beginn zur Preisverleihung verlas der italienische Filmregisseur Saverio Costanzo den in Österreich gestarteten Appell der Filmschaffenden (der KURIER berichtete) an die Politik, mehr für die Flüchtlinge zu tun.

Die 72. Internationalen Filmfestspiele Venedig sind am Samstagabend mit der Preisverleihung zu Ende gegangen.

- Goldener Löwe für den besten Film: "Desde alla" (From Afar) von Lorenzo Vigas

- Großer Preis der Jury: "Anomalisa" von Charlie Kaufman und Duke Johnson

- Silberner Löwe für die beste Regie: Pablo Trapero für "El Clan"

- Spezialpreis der Jury: "Abluka" (Frenzy) von Emin Alper

- Preis für den besten Schauspieler: Fabrice Luchini für "L'hermine" von Christian Vincent

- Preis für die beste Schauspielerin: Valeria Golino für "Per amor vostro" von Giuseppe M. Gaudino

- Preis für das beste Drehbuch: Christian Vincent für "L'hermine" (Regie: Christian Vincent)

- Marcello-Mastroianni-Preis für den besten Jungdarsteller: Abraham Attah für "Beasts of No Nation" von Cary Fukunaga

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