450 Millionen Dollar: Da Vinci-Gemälde sprengt alle Rekorde
Einige bezeichnen das Bild als "männliche Mona Lisa". Andere beklagen den schlechten Zustand und zweifeln an der Echtheit. Und einer bezahlte am Ende 450 Millionen Dollar (380 Mio. Euro) für Leonardo da Vincis "Salvator Mundi" - das nun teuerste je versteigerte Kunstwerk.
Schon bei 200 Millionen Dollar klatschen und jubeln die 1.000 Kunstsammler und Schaulustigen im Saal. "Bitte", versucht Jussi Pylkkanen, Auktionator und Chef des Auktionshauses Christie's, die Menge zu beruhigen. Denn das war es noch lange nicht: 205, 220, 225, 230, 235 - ein Angebot jagt am Mittwochabend (Ortszeit) in New York das nächste, so dass irgendwann sogar Pylkkanen mit den Zahlen durcheinander kommt.
Bei 300 spricht der Auktionator dann von einem "historischen Moment", bei 400 Millionen Dollar fällt nach 19 Minuten Bieterwettstreit der Hammer: Mit Gebühren ist der Posten 9B, das Gemälde "Salvator Mundi" von Leonardo da Vinci (1452-1519), für 450.312.500 Millionen Dollar verkauft worden - das sind etwa 383,6 Millionen Euro und mehr als bisher jemals weltweit bei einer Auktion für ein Kunstwerk bezahlt worden ist. Rekord. Pylkkanens Stimme überschlägt sich fast, als er den Preis verkündet. "Danke euch allen für eure Gebote." Die Zuschauer im Saal brechen in Jubel, Johlen und Klatschen aus, viele knipsen Erinnerungsfotos mit ihren Handys.
Wer die Rekordsumme nun bezahlen muss und dafür ein von Vielen in Anlehnung an das wohl bekannteste Da Vinci-Bild als "männliche Mona Lisa" gefeiertes Werk bekommt, gibt das Auktionshaus zunächst nicht bekannt. Das Gebot wurde per Telefon dem Christie's-Spezialisten Alex Rotter überbracht, daraufhin gab ein anderer Telefonbieter, der lange mitgehalten hatte, auf. Den bisherigen Rekord für das teuerste bei einer Auktion versteigerte Werk hatte das Gemälde "Les femmes d'Alger" von Pablo Picasso gehalten, das 2015 für rund 180 Millionen Dollar versteigert worden war.
Die Versteigerung war mit großer Spannung erwartet worden - aber von Kunstexperten hatte es im Vorfeld auch reichlich Kritik gehagelt. Viele bezweifeln, dass Da Vinci das Werk wirklich alleine erstellt hat und nicht noch Kollegen aus seiner Werkstatt daran beteiligt waren. Zudem bereiten Herkunft und Zustand Sorgen: Christie's betont, das Gemälde habe einst drei englischen Königen gehört, aber dann galt es auch lange als zerstört oder verschollen. 2005 wurde es bei einem kleinen US-Auktionshaus verkauft, gesäubert und restauriert - zu sehr, wie viele Kunstexperten meinen. Der Zustand des Werkes sei schlecht. Zuletzt gehörte es dem russischen Milliardär Dmitri Rybolowlew, der sich deswegen aber auch gerade mit seinen Kunsthändlern per Anwalt zofft.
"Zu viel Geld auf der Welt"
Wer das Bild gekauft haben könnte? "Die Anziehungskraft geht vor allem von der unbeschreiblichen Verbindung des Werkes zu Geschichte und Nachwelt aus", hatte Kunstexperte Marion Maneker im Vorfeld der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Das Bild könne beispielsweise von jemandem erworben werden, der ein eigenes Museum aufmachen wolle und ein zentrales Werk als Publikumsmagneten suche. Eines sei aber sicher, sagte der New Yorker Kunsthändler Lawrence Luhring der New York Times: "Es gibt einfach zu viel Geld auf der Welt. Das ist verrückt. Ich bin fassungslos."
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