32. Europäische Filmpreise: "The Favourite" ist Gewinner des Abends
Der Historienfilm "The Favourite" des griechischen Regisseurs Yorgos Lathimos ist der große Gewinner der 32. Europäischen Filmpreise in Berlin. Bei der Verleihung am Sonntagabend konnte er acht der insgesamt 23 Preise ergattern, darunter bester Film, beste Regie und beste Darstellerin.
Doch viele der von der Europäischen Filmakademie (EFA) verliehenen Preise für "The Favourite", der die Hofintrigen der englischen Königin Anne Anfang des 18. Jahrhunderts porträtiert, wurden stellvertretend von Produzent Ed Guiney entgegengenommen. Dreimal musste er auf die Bühne, weil Lathimos selbst nicht an der Verleihung teilnehmen konnte. "Yorgos wäre sehr gern hier gewesen, um allen zu danken", sagte Guiney. Auch Hauptdarstellerin Olivia Coleman, die für ihre Leistung bereits mit einem Oscar und einem Titel von der Queen geehrt worden war, nahm nicht an der Feier im Haus der Berliner Festspiele teil. "Ich bin so berührt davon, vielen lieben Dank", verkündete sie via Videobotschaft.
Pedro Almodovars quasi-Autobiografie "Dolor y Gloria" ("Leid und Herrlichkeit") konnte den Preis für das beste Szenenbild und den besten Schauspieler verzeichnen. "Almodovar ist ein Wunder in meinem Leben, ich habe ihn vor 40 Jahren kennengelernt", ließ Banderas via Liveschaltung wissen. "Es war wunderbar, sein Alter Ego zu spielen."
Die französische Schauspielerin Juliette Binoche erhielt den Preis für ihre europäischen Leistungen im Weltkino. "Bitte sucht euch eure Filme sorgfältig aus, übernehmt die Verantwortung dafür, denn das macht einen Unterschied", rief Binoche jungen Schauspielern zu.
Kultregisseur Werner Herzog wurde mit dem Preis für sein Lebenswerk ausgezeichnet und durfte sich über eine beeindruckende Sopran-Arie freuen, die einen Überblick seines Schaffens lieferte. Regiekollege und Laudator Wim Wenders konnte da nur ein vorsichtig geträllertes "Nothing compares to you" beisteuern. "Er hat uns beigebracht, dass Filmemachen ein Kampf um Leben und Tod ist, dass man Risiken nehmen muss", sagte Wenders. Herzog lobte in seiner Dankesrede die europäische Filmlandschaft: "Die Kooperation hat es geschafft, dass kleine Länder auch wunderbare Filme machen, die sonst zu klein für eine funktionierende Filmproduktion wären."
Erstmals auch Serie ausgezeichnet
Der Preis für das beste Drehbuch ging an Celine Sciamma, die in ihrem Werk "Portät einer jungen Frau in Flammen" auch Regie führte. "Ich hoffe, dass dieser Preis auch andere junge Filmemacher motiviert" ließ sie verlesen. Der französische "Les Miserables" wurde als Entdeckung des Jahres ausgezeichnet, "For Sana" erhielt den Preis als beste Dokumentation, "Cadoul de Craciun" wurde als bester Kurzfilm ausgezeichnet.
Zum ersten Mal zeichnete die EFA auch eine Serie aus: "Babylon Berlin" heißt der erste Preisträger."Ich hasse Babylon Berlin, weil man nebenbei nicht bügeln oder sich unterhalten kann", sagte Rosa von Praunheim, die den Preis vorstellte.
Marco Bellocchios Mafia-Thriller "Il Traditore" ("Der Verräter") musste leer ausgehen. Auch Roman Polanskis in vielen Kategorien nominierter Streifen "J'accuse" ("Intrige") über die Dreyfus-Affäre erhielt keine Auszeichnung - wohl auch wegen der Vergewaltigungsvorwürfe gegen den Regisseur. Eine Petition hatte die EFA im Vorfeld dazu aufgerufen, dem Film keine Preise zu verleihen. "Die EFA verachtet Gewalt gegen Frauen. In Bezug auf Roman Polanski überarbeiten wir unsere Mitgliedsvoraussetzungen", betonte der frisch gebackene EFA-Direktor Mike Downey.
Die deutsche Schauspielerin Anna Brüggemann und ihre litauische Kollegin Aiste Dirziute führten durch den Abend. "Filmpreise sind das einzig Vernünftige in dieser absurden Welt", verkündeten sie und feierten die Absurdität während der ganzen Veranstaltung: Die Präsentation in unterschiedlichsten Kostümen (u.a. als T-Rex und im Zwei-Personen-Pferdekostüm) war durchaus unterhaltsam.
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