Und die schauen sich die vor seinen Clips geschaltete Werbung an, dann, was Rezo zu sagen oder zu singen hat. Und wer ganz großer Fan ist, kauft sich um 39,90 Euro noch den „Ja, Lol, Ey“-Kapuzenpulli aus dem Rezo-Shop. Erfolgreiches Youtuber-Dasein ist ein gut laufendes mittelständisches Business. Verdient wird über die Werbeeinnahmen. 45 Prozent bekommt YouTube, den Rest die Darsteller bzw. deren Agenturen, die auch noch die Hand aufhalten.
Im kalifornischen San Bruno summieren sich diese Engagements zu stattlichen Bilanzen: Im Vorjahr hat YouTube mehr als 15 Milliarden Umsatz gemeldet. Damit hängte das Portal für selbstgedrehte Videos den deutschen Bertelsmann-Konzern ab. Zu dem gehören immerhin die RTL Group, der Buchverlag Random House und das Musiklabel BMG. Bertelsmann meldete 2019 einen Umsatz von 12,8 Milliarden Euro.
Wie fast alles im globalen Digitalgeschäft begann bei YouTube alles klein: Am 15. Februar 2005 ging ein Service für Hobbyfilmer online: Firmengründer Jawed Karim selbst war im ersten Video zu sehen, wie er vor zwei Elefanten im Zoo von San Diego steht. Das besondere an der Plattform: YouTube hatte eine Art Zauberformel in der Bereitstellung von Onlinevideos gefunden. Damals hatte kaum jemand so gut aufgelöste, ruckelfreie Videos im Angebot. Ein Jahr später folgte der große Knall: Google kaufte das kleine Unternehmen aus der sprichwörtlichen Garage um 1,3 Milliarden Euro. Ein Start-up-Traum.
Seither veränderte sich die Welt mit YouTube rasant: Die technischen Mittel für den Upload eines gut aufgelösten Videos finden sich in fast jeder Hosentasche: Ein Smartphone genügt, um einen viralen Hit zu landen (attraktives Material vorausgesetzt).
Und auf YouTube entstanden eigene populäre Subgenres: Unboxing (das banale Öffnen von per Post zugeschickten Produkten), Besprechungen von Neuerungen vom Auto bis zum Kinderschaumbad, und und und ...
Pro Minute werden aktuell über 300 Stunden an Material hochgeladen. Der Algorithmus von YouTube schlägt sie den Nutzern je nach deren Sehgewohnheiten sehr gekonnt vor. Und neben den netten YouTubern wie Rezo ist vieles höchst problematisch: Verschwörungstheorien wuchern, Gewalt- und Endzeitfantasien werden verbreitet und politische Propaganda ist auf YouTube ein echtes Problem.
Regelwidrige Clips können sich auf der Plattform durch ständiges Wiederhochladen so rasant verbreiten, dass Youtube trotz ausgeklügelter Algorithmen mit dem Löschen kaum hinterherkommt. Kritiker bezweifeln außerdem, dass das Unternehmen alles in seiner Macht stehende tut. In den vergangenen Jahren kam es zu etlichen Skandalen – von Selbstmord-Aufnahmen in den „Trending“-Empfehlungen über Pädophilen-Clips und Sex-Videos im Kinderbereich bis hin zu Videos mit Holocaust-Leugnung und anderer Propaganda. Ex-Mitarbeiter beschuldigten YouTube zudem, die Kontrolle kontroverser Inhalte dem geschäftlichen Nutzen unterzuordnen – also den Werbeerlösen.
Das beste Argument für YouTube ist für viele aber: Es ist gratis (man muss nur Werbung schauen) und es funktioniert. Bei allen Kontroversen: Das Produkt ist einfach zu gut, um es links liegen zu lassen.
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