Zillertaler Ramschläden

Über Geschmack kann man nicht streiten. Nicht auf dem Friedhof und auch nicht auf der Kärntner Straße.
Barbara Beer

Barbara Beer

Weil wir unlängst von Falco sprachen: Das Grab des Hans Hölzel auf dem Wiener Zentralfriedhof gehört möglicherweise nicht zu den optisch gewinnendsten, gewiss aber zu den bestbesuchten prominenten Grabstätten Simmerings, wie ein Lokalaugenschein des Redaktionskomitees der Wiener Ansichten nun bestätigte. Eine rege Besucherzahl, hörbar aus dem In- und dem Ausland, scharte sich bei unserer Visite um den Obelisken und das transparente Kreissegment, die dem Sänger als Grabmal dienen. (Dass die Besucher etwas ratlos darauf blickten, ist einzig unsere Interpretation. Die Leute waren vielleicht nur traurig, dass sie damals beim Donauinselfest nicht dabei waren. )

Keine Trauernden waren indes vor dem tadellos stilvollen Grab des Wiener Modeschöpfers Fred Adlmüller anwesend, einst Träger des vornehmsten Oberlippenbärtchens der Stadt. Sein Grab ist schlicht, einzig geschmückt mit seinem unverwechselbaren Schriftzug. Stammkundinnen wie Lotte Tobisch, der nun in der Wien-Bibliothek im Rathaus eine Ausstellung gewidmet ist, schätzten Adlmüllers zeitlose Eleganz.

Gewiss war auch sein Salon vornehm (nicht, dass wir das aus erster Hand wüssten). Er lag auf der Kärntner Straße, und zwar bereits, als diese noch Auto befahren, nichtsdestoweniger aber eine feine Adresse war. Adlmüller samt Salon gibt es längst nicht mehr, was schade ist, aber auch gut, denn so muss der distinguierte Mann nicht sehen, was sich schräg gegenüber seines ehemaligen Salons eingerichtet hat. Im früheren EMI-Musikfachgeschäft ist nach dessen Schließung vor einem Jahr etwas eingezogen, das sich Zillertaler Trachtenoutlet nennt. Wie halten das eher für Trachtentrash und haben uns vor einem Jahr schon darüber entrüstet, konnten aber nicht glauben, dass das von Dauer ist.

Aber man kann vieles, das sich auf der Kärntner Straße abspielt, irgendwie nicht glauben. Immer mehr Ramsch. Man möchte den letzten Traditionsgeschäften wie dem Lobmeyr ausrichten: Bitte, haltet durch!