Wüst, nett, zwar Neymar
Unlängst „hatte ich einen Weg“, wie man in Österreich sagt, wenn man eher Langeweile hat als einen Weg, und spazierte durch die Straßen. Plötzlich hörte ich, wie ein Mann verschwörerisch sagte: „Wüst, nett, zwar Neymar.“ Ein anderer antwortete: „Woss.“ Worauf der erste wiederholte: „Wüst, nett, zwar Neymar.“
Sofort fühlte ich mich in einen alten James-Bond-Roman versetzt, wo einander die Geheimagenten an Codes erkennen: „Das Wetter in London ist schlecht diesen August.“ – „Aber besser als in Nottingham.“
Der zweite Mann in meiner Realität sagte jedoch nichts über Nottingham, sondern antwortete: „Nah.“ Beide Männer sahen auch überhaupt nicht nach James Bond aus, sondern eher wie Handlanger des Oberbösen, die so unbedeutend sind, dass sie nicht einmal einen Namen bekommen, bevor sie Bond aus dem Film subtrahiert.
Und plötzlich verstand ich den Dialog – er war offenbar in Dialekt geführt worden: „Willst du nicht zwei nehmen?“ – „Wie bitte?“ – Willst du nicht zwei nehmen?“ – „Nein.“
Sofort fühlte ich mich an meine Kindheit erinnert. Meine Eltern waren Deutschlehrer, und Dialekt war bei uns streng verboten. Ich erzähle gerne die Geschichte, dass ich viele Jahre lang glaubte, die Gemeinde Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf, werde aber schlampig ausgesprochen. Erstaunlicherweise sind mir schon oft Menschen begegnet, denen das gleiche oder ähnliches (Gelbfritz statt Göpfritz) passiert ist.
Meine Eltern dachten, dialektfreie Sprache werde mir helfen, leichter Anerkennung zu finden. Meine Eltern hatten nur nicht geahnt, dass ich zu einem Fußballverein gehen würde. Dort hatten sie eine Hetz mit mir, vor allem, weil ich das wichtigste Wort dort – „ Beil“ – nicht zu deuten verstand.
Ich habe übrigens nie erfahren, was es war, wovon der eine Mann dem anderen empfahl, zwei zu nehmen. Ich hoffe, es war etwas sehr Spannendes und Aufregendes, und nicht nur eine Dose Bier.
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