Was im konkreten Fall wohl mit Augenzwinkern formuliert war, wirft die Frage auf, ob jedes Adjektiv im Deutschen gesteigert werden kann. Tatsächlich gibt es neben „super“ erstaunlich viele andere Adjektiva, bei denen dies nicht der Fall ist: Kann man nackter als nackt, lediger als ledig, kinderloser als kinderlos, fertiger als fertig sein?
Nein, natürlich nicht. (Letzteres höchstens nach der 712. Staffel von „Bauer sucht Frau“.)
***
Ein nicht zu steigerndes Wort, das sich dennoch im Superlativ großer Beliebtheit erfreut, ist „tödlich“. „Tödlichste Krankheit der Welt: Daran stirbst du zu 100 Prozent“, titelte im vergangenen September die nicht gerade für ihren elaborierten Sprachcode bekannte Gratiszeitung Heute. (Für Interessenten: Es handelt sich um die Kuru-Krankheit – um die zu bekommen, müssen Sie aber extra nach Papua Neuguinea reisen.)
Im unwahrscheinlichen Fall, dass Sie demnächst einen Deutsch-Aufsatz zu verfassen haben, hüten Sie sich also davor, von tödlichsten Attentaten, tödlichsten Angriffen oder tödlichsten Schlangenbissen zu schreiben – Ihr Deutschlehrer wäre maximalst angefressen.
Womit wir bei einer weiteren Gruppe falscher Superlative angelangt wären. Maximus bedeutet im Lateinischen „der Größte“, minimus „der Kleinste“ und optimus „der Beste“. Es handelt sich um Adjektive, die im Deutschen bereits in ihrer Grundform den höchsten Grad bezeichnen – bei ihnen ist das Steigern strikt verboten. Auch wenn sich Formulierungen wie „optimalste Lösung“ und „minimalster Schaden“ gut anhören, sind derartige Wortbildungen nicht super. Geschweige denn am supersten.
***
Fundstück der Woche: „Zufahrt für Jäger und Liegewiese“ (Hinweistafel beim Ottensteiner Stausee).
Wir haben’s ja schon immer gewusst: Es gibt sie, die fahrenden Liegewiesen!
***
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
Kommentare