Auf Fliegen und Brechen: Die Botschaften der "Sickness Bags"

Wolfram Kautzky
Wolfram Kautzky geht in seiner Kolumne "Wortklauberei" den Wörtern auf den Grund.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

„Das ist zum Kotzen!“ Mit diesen Worten meint Wolfgang N. nicht das Wetter, das Fernsehprogramm oder den neuen Song von Andreas G., sondern das Behältnis, das er Ihrem Wortklauber als Mitbringsel von seiner letzten Flugreise mitgebracht hat. Worum es sich dabei handelt? Ja, erraten, es ist eines dieser innen beschichteten Säckchen, das den Flugzeug-Insassen bei gröberen Turbulenzen über den Wolken das Ärgste ersparen soll.

 Wobei sich die Frage stellt: Wie lautet eigentlich der deutsche Fachausdruck für diese Utensilien, die im Englischen „Sickbags“ bzw. „Sickness Bags“ genannt werden? Wer wie Ihr Wortklauber über eine einschlägige Sammlung verfügt, weiß, dass es hier durchaus Varianten in der Nomenklatur gibt: Diese reichen von „Spuckbeutel“ (Binter Canarias) über „Brechbeutel“ (Air Nostrum) bis zum schlichten „Speibsackerl“ (Ex-FlyNiki).

Auf Fliegen und Brechen: Die Botschaften der "Sickness Bags"

Auch das Aussehen der Sackerln glänzt durch Vielfalt: Manche kommen in schlichtem Weiß mit kleinem Airlinelogo-Aufdruck daher (AUA, Lufthansa), manche üben sich in elegantem Blau (SAS) , andere wiederum in (hoffentlich nicht anregendem) Gelbgrün (Eva Air), wiederum andere versuchen mit aufgedruckten Kreuzworträtseln für Ablenkung zu sorgen (Wizz). 

Besonderes Interesse verdienen die kreativen Parolen, mit denen das Durchhaltevermögen der Passagiere gestärkt wird: „Auch schlechte Zeiten gehen vorbei“ (People’s), „Manchmal muss man auf sein Bauchgefühl hören“ (Ex-Germanwings), „Mir ist nicht übel, mir ist nicht übel, mir ist … übel“, sind Sprüche, die zumindest theoretisch für Erheiterung sorgen. Persönlicher Favorit des Autors ist übrigens „Keine Angst, wir nehmen es nicht persönlich“ (Eurowings).

***

Sollte sich Ihnen die obige Abhandlung auf den Magen geschlagen haben, ein kleines sprachliches Schmankerl zum Schluss: Erstaunlicherweise ist gerade bei Juristen das „Erbrechen“ häufig in aller Munde – und zwar als Befehlsform im Plural.

***

Fundstück der Woche: „Bitte nicht auf das Model klettern!“ (Orthografisch missverständliche Aufforderung vor einem hölzernen Exponat in der Infobox Semmering-Basistunnel.) 

Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.

Mehr lesen: An den Frittaten sollt ihr sie messen!

Kommentare