Wie der Tunfisch zum Thunfisch wird
„Welche Wörter kommen eigentlich in den Duden?“, möchte Leserin Maja S. wissen. „Und wer entscheidet, dass der Thunfisch jetzt nicht mehr der Tunfisch ist?“ Halten Sie diese Frage keinesfalls für ein Orchideenthema (übrigens ein Wort, das gar nicht im Duden vorkommt!), denn: Nicht die Duden-Redaktion ist die oberste Instanz für Fragen des Wortschatzes und der Orthografie. Diese Funktion hat seit 1996 der „Rat der deutschen Rechtschreibung“ inne, in dem Vertreter Deutschlands, Österreichs, Belgiens, Luxemburgs und der Schweiz versammelt sind. Sie beobachten Sprachentwicklungen, legen Schreibvarianten fest und beschließen verbindliche Rechtschreibregeln, die in den genannten Ländern umzusetzen und in Nachschlagewerken wie dem Duden nachzulesen sind.
Dieses Amtliche Regelwerk gilt für Schulen und für die öffentliche Verwaltung. Ein brisantes Detail in der aktuellen Fassung (2024): Der Expertenrat hält fest, „dass die Aufnahme von Asterisk („Gender-Stern“), Unterstrich („Gender-Gap“), Doppelpunkt oder anderen Sonderzeichen im Wortinnern, die die Kennzeichnung aller Geschlechtsidentitäten vermitteln sollen, in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung nicht empfohlen wird. Begründung: Texte müssen verständlich und lesbar sein, Rechtssicherheit und Eindeutigkeit in öffentlicher Verwaltung und Rechtspflege gewährleisten und dürfen das Erlernen der geschriebenen deutschen Sprache nicht erschweren.“ – Wenn Sie also in einem amtlichen Dokument oder einem Schulaufsatz von Wappler*innen, Wappler_innen oder Wappler:innen lesen, wissen Sie nun, dass es sich um einen Rechtschreibfehler handelt.
Groß war die Resonanz auf die letztwöchige Erwähnung des universell einsetzbaren Kunstwortes „repunsieren“. Für einen Eintrag in der neuesten Duden-Auflage hat es noch nicht gereicht, aber da die oben genannten Experten die Häufigkeit des Vorkommens von Wörtern im alltäglichen Sprachgebrauch beobachten, lebt die Chance. Also repunsieren Sie, sooft es geht – das wünscht sich Ihr Repunsator.
Fundstück der Woche: „Vasen sind nicht inklusiv“ (Hinweis in einem Blumengeschäft) – Die Inklusion ist also doch noch nicht überall angekommen.
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Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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