Allein in Europa gab es vor der Umstellung auf das metrische System Mitte des 19. Jahrhunderts mehr als 50 Meilen-Definitionen mit Längen zwischen 1,5 und 11 Kilometern. Tatsache ist: Der Begriff „Meile“ leitet sich von lateinisch mille = „tausend“ ab. Dass die Meile nicht genau 1000, sondern deutlich mehr Meter bezeichnet, hängt mit der altrömischen Definition zusammen: Mit „mille“ waren Doppelschritte gemeint, und die sind nun einmal in der Regel deutlich länger als ein Meter – um wie viel, ist Definitionssache.
„Die Extrameile gehen“ ist eine derzeit im Wirtschaftsjargon besonders beliebte Phrase. Soll heißen: Man tut mehr, als erwartet wird (und das meistens unbezahlt, wie Kritiker gerne anmerken).
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Doch wie kommt es dazu, dass eine solche Redewendung plötzlich Hochkonjunktur hat? Wer sich einige Zeit in England aufgehalten hat, weiß: Es handelt sich eindeutig um einen Anglizismus. „To go the extra mile“ bedeutet „sich besonders ins Zeug legen“, und das nicht nur im wirtschaftlichen, sondern auch in jedem anderen Zusammenhang.
Groß in Mode sind Anglizismen derzeit ja im Fußball. Wer den TV-Übertragungen von der Euro 2024 folgt, muss den Eindruck gewinnen, dass der Strafraum abgeschafft wurde – er ist mittlerweile zur „Box“ mutiert.
Denn: Ein Strafraumfoul wird im Englischen mit „he was fouled in the box“ beschrieben. So weit, so gut, immerhin sparen sich unsere Kommentatoren in der Hitze des Gefechts eine Silbe.
Unfreiwillig komisch wird’s nur dann, wenn man Sätze wie „In der Box herrscht viel Verkehr“ (© Oliver Polzer) zu hören bekommt.
Was damit genau gemeint ist, bleibt dem geneigten TV-Konsumenten selbst überlassen. Vielleicht hat aber der ORF-Mann auch nur die Sportart verwechselt – und sich in Spielberg (statt neben dem Spielfeld) gewähnt.
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Fundstück der Woche: „Mit Machete zerteilt: Angeklagter in Teilen geständig“ (t-online.de).
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