Was Letten und Deutsche gemeinsam haben

Wolfram Kautzky geht in seiner Kolumne "Wortklauberei" den Wörtern auf den Grund.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

Leser Thomas L. fragt: „Warum werden die Einwohner Lettlands ‚Letten‘ und nicht ‚Lettländer‘ genannt? Demnach müssten die Einwohner des schönen Burgenlands wohl die ‚Burgen und Burginnen‘ sein – man sagt aber Burgenländer und Burgenländerinnen zu ihnen, warum?“

Tatsächlich entzieht sich die Frage der Benennung von Landesbewohnern weitgehend einer Gesetzmäßigkeit. Am häufigsten ist die Erweiterung des Ländernamens mit dem Suffix -er: Österreicher, Schweizer, Spanier, Norweger etc. Aber: Warum heißen die Bewohner Frankreichs nicht Frankreicher, oder umgekehrt die Österreicher nicht Österrosen?

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Zu den oben genannten Ausnahmen von der Regel gibt es eine weitere besonders prominente. Unsere Lieblingsnachbarn sind bekanntlich nicht die Deutschländer, sondern die Deutschen (sie ticken somit sprachlich wie die Letten). Außerdem warten sie mit einem Kuriosum auf: Bei ihnen sind, als Unikum in Europa, die weiblichen Bewohner verkürzte Männer: Eine „Deutsche“ ist (wenigstens buchstabenmäßig) kürzer als ein „Deutscher“. Überall sonst haben die Frauen die Nase vorne (Finninnen vs. Finnen, Kroatinnen vs. Kroaten etc.). – Aus der Mode gekommen sind längere Endungen wie -oten oder -esen: Aus den Zyprioten wurden die Zyprer, aus den Taiwanesen die Taiwaner. Wenigstens die Chinesen blieben verschont und wurden nicht zu Chinesern. Andererseits: Die Bewohner Pekings sind die Pekinger und nicht die Pekinesen.

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