Bettspiele - und was aus den Pilgern wurde

Wolfram Kautzky geht in seiner Kolumne "Wortklauberei" den Wörtern auf den Grund. Heute nimmt er sich die "Pücha" vor.
Wolfram Kautzky

Wolfram Kautzky

In der Vorwoche war an dieser Stelle vom Song „Ham kummst“ von Seiler & Speer die Rede. Der beinhaltet die Textpassage „Waunst amoi zu mia ham kummst, ruaf i di Polizei /… / Und es geht / Tatü Tata, Tatü Tata, wos wü der Pücha da.“ Dazu Leser Peter F. aus Schwaz: „Worum handelt es sich bei einem Pücha? Dieses Wort ist bei uns in Tirol unbekannt!“

Tatsächlich ist der Pülcher (auch: Pücha) ein Wienerischer Dialektausdruck und obendrein (zumindest sprachlich) im Aussterben begriffen. Ein kleiner Wiederbelebungsversuch führt uns zur überraschenden Etymologie dieses Begriffs. Denn: Der Pülcher ist mit dem Pilger verwandt! Der wiederum geht auf das lateinische Grundwort peregrinus/pelegrinus (= der Fremde) zurück, das sich zum deutschen Begriff Pilger bzw. zum Wienerischen Pü(l)cher verwandelte. Den negativen Beigeschmack („Grobian“, „Halbverbrecher“) verdankt das Wort dem schlechten Ruf, den die Kreuzfahrt-Pilger in Wien hatten.

Einen besseren Ruf genossen die Fans, die in den letzten Wochen zur EM nach Deutschland pilgerten. Spätestens seit diesem Zeitpunkt hat Österreich eine neue heimliche Bundeshymne: den Fendrich-Song „I am from Austria“. Der hat zwar einen englischen Titel, aber eine eingängige Melodie und stärkt obendrein noch die patriotischen Gefühle. Doch plötzlich wurde Ihr Wortklauber stutzig: Was bedeutet eigentlich am Ende des hundertfach gehörten Liedes die Textzeile „… sag ich a Mensch der Welt voi Stolz“? Die Sache führte zu Diskussionen im Freundeskreis: Was ist ein „Mensch der Welt?“ Weist Fendrich auf seinen menschlichen Ursprung hin? Die Recherche ergab: Der Originaltext lautet „So wie dei Wasser talwärts rinnt, /… / wird auch mei Bluat auf einmal schnell, / sag’ i am End’ der Welt voi Stolz / und wenn ihr wollt’s a ganz alla / I am from Austria.“ Fragt sich nur, warum Herr Fendrich was anderes singt. Hören Sie sich’s an!

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Fundstück der Woche: „Bei Kartenspielen, Würfeln und Bettspielen können sich Seniorinnen und Senioren am 6. Juli von 14.30 bis 17 Uhr in der Kreuzkirche vergnügen“ (Aus dem Evangelischen Gemeindeblatt für Württemberg) – Wieder aus dem Bett, geht sich vielleicht auch noch eine Schachpartie aus.

Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.

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