Bettspiele - und was aus den Pilgern wurde
In der Vorwoche war an dieser Stelle vom Song „Ham kummst“ von Seiler & Speer die Rede. Der beinhaltet die Textpassage „Waunst amoi zu mia ham kummst, ruaf i di Polizei /… / Und es geht / Tatü Tata, Tatü Tata, wos wü der Pücha da.“ Dazu Leser Peter F. aus Schwaz: „Worum handelt es sich bei einem Pücha? Dieses Wort ist bei uns in Tirol unbekannt!“
Tatsächlich ist der Pülcher (auch: Pücha) ein Wienerischer Dialektausdruck und obendrein (zumindest sprachlich) im Aussterben begriffen. Ein kleiner Wiederbelebungsversuch führt uns zur überraschenden Etymologie dieses Begriffs. Denn: Der Pülcher ist mit dem Pilger verwandt! Der wiederum geht auf das lateinische Grundwort peregrinus/pelegrinus (= der Fremde) zurück, das sich zum deutschen Begriff Pilger bzw. zum Wienerischen Pü(l)cher verwandelte. Den negativen Beigeschmack („Grobian“, „Halbverbrecher“) verdankt das Wort dem schlechten Ruf, den die Kreuzfahrt-Pilger in Wien hatten.
Einen besseren Ruf genossen die Fans, die in den letzten Wochen zur EM nach Deutschland pilgerten. Spätestens seit diesem Zeitpunkt hat Österreich eine neue heimliche Bundeshymne: den Fendrich-Song „I am from Austria“. Der hat zwar einen englischen Titel, aber eine eingängige Melodie und stärkt obendrein noch die patriotischen Gefühle. Doch plötzlich wurde Ihr Wortklauber stutzig: Was bedeutet eigentlich am Ende des hundertfach gehörten Liedes die Textzeile „… sag ich a Mensch der Welt voi Stolz“? Die Sache führte zu Diskussionen im Freundeskreis: Was ist ein „Mensch der Welt?“ Weist Fendrich auf seinen menschlichen Ursprung hin? Die Recherche ergab: Der Originaltext lautet „So wie dei Wasser talwärts rinnt, /… / wird auch mei Bluat auf einmal schnell, / sag’ i am End’ der Welt voi Stolz / und wenn ihr wollt’s a ganz alla / I am from Austria.“ Fragt sich nur, warum Herr Fendrich was anderes singt. Hören Sie sich’s an!
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Fundstück der Woche: „Bei Kartenspielen, Würfeln und Bettspielen können sich Seniorinnen und Senioren am 6. Juli von 14.30 bis 17 Uhr in der Kreuzkirche vergnügen“ (Aus dem Evangelischen Gemeindeblatt für Württemberg) – Wieder aus dem Bett, geht sich vielleicht auch noch eine Schachpartie aus.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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