Da haben es die Zauberer der Neuzeit schon leichter: Der berühmte Entfesselungskünstler Harry Houdini (1874–1926) fand nicht nur Eingang in die US-amerikanische Alltagssprache (to houdinize = „entkommen“), sondern auch in die aktuellen Hitparaden: Der Song „Houdini“ der Sängerin Dua Lipa wurde – möglicherweise wegen der entfesselten Darbietung der Sängerin im Video – in Belgien, Bulgarien und Kroatien sogar die Nummer eins.
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Leserin Angela R. schreibt: „Selbst im Kindergarten ist man nicht sicher vor dem ,rosanen‘ Pullover (und das von PädagogInnen!). Die ,orangene‘ Linie der U-Bahn [= die Wiener U3, Anm.] ist ja sehr verbreitet. Ich habe sogar im Duden geforscht, ob dieser Gebrauch evtl. seit der letzten Rechtschreib-Reform zulässig wäre. Entdecken konnte ich keine entsprechende Anpassung.“
Tatsächlich: Farbbezeichnungen, die eigentlich Fremdwörter sind (z.B. rosa, lila, mauve etc.) dürfen standardsprachlich weder dekliniert noch gesteigert werden. Wer also „lilane Schuhe“ zu „rosanen Leggings“ trägt, gerät in den Fokus der Sprachpuristen. Richtig wäre: lila (oder: lilafarbige) Schuhe zu rosa (oder: rosafarbenen) Leggings.
Ein Stück weiter hat es das Adjektiv „orange“ gebracht – das darf dekliniert (aber nicht gesteigert) werden: Ein „oranges Kleid“ ist zulässig, ein „orangenes Kleid“ dagegen nicht (vor allem dann nicht, wenn es mit rosanen Leggings kombiniert wird).
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Fundstück der Woche: „OMV-Chef Stern wird verlängert“ (Schlagzeile im KURIER vom 16. Juni 2023).
Auf welche Weise der Eingriff durchgeführt wurde, ist nicht bekannt.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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