Es regte sich Widerstand, und selbst Titus, der Sohn des Kaisers, beschwerte sich bei seinem Vater über die neue Abgabe. Vespasian hielt ihm jedoch eine Münze unter die Nase und fragte ihn, ob ihn der Geruch störe. Der Sohn verneinte und Vespasian ließ ihn wissen: „Und dennoch stammt sie vom Urin!“ – Soll heißen: Woher das Geld kommt, kümmert niemanden, Hauptsache, man hat es. Kurz gefasst: „Geld stinkt nicht.“
Die lateinische Fassung dieser anrüchigen Maxime lautet „Pecunia non olet.“ Das Wort pecunia (= Geld) ist im Fremdwort „pekuniär“ (= das Geld betreffend) erhalten geblieben. Aber es gibt auch eine überraschende Verwandtschaft mit dem Pecorino, dem italienischen Käse, der aus Schafsmilch gewonnen wird. Die Erklärung liefert das zugrunde liegende lateinische Wort: Mit pecus (Plural: pecora) bezeichneten die Römer das Kleinvieh, also z. B. Ziegen und Schafe. Vor der Einführung der Geldwirtschaft wurden diese Tiere als Zahlungsmittel verwendet – so war es nur ein kurzer Weg vom Schaf (pecus) zum Geld (pecunia).
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Der Begriff „Urinstinkt“ (siehe oben) wird gerne als Beispiel dafür verwendet, dass ein Wort durch die Verschiebung der Betonung eine ganz andere Bedeutung bekommen kann: Ur-Instinkt vs. Urin stinkt. Das ist auch beim Fachbegriff „Erblasser“ (= Person, die eine Erbschaft hinterlässt) zu beobachten: Hinterlässt der Erblasser unerwartet wenig, erblassen die Erben. Und das Wort „Stauende“ fällt ebenfalls in diese Kategorie: Wenn die Klimakleber (und -innen) Staus produzieren, wünschen sich die Stauenden dringend ein Stau-Ende.
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Fundstück der Woche: „Bediente Terrasse“ (Hinweisschild in einem Münchener Biergarten).
Die Chancen, das Lokal nach z. B. fünf Krügeln ordentlich bedient zu verlassen, stehen also gut.
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Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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