Tatsächlich handelt es sich bei dieser Ansicht um einen weitverbreiteten Irrtum. Das zugrunde liegende Wort frugalis („einfach“, „ordentlich“) leitet sich von lateinisch fruges „Feldfrüchte“ ab: Wer sich von diesen ernährt, lebt anspruchslos, aber gesund. Ein frugales Mahl ist demnach keine üppige Schlemmerei, sondern vielmehr eine bescheidene Mahlzeit, die nebenbei auch die Brieftasche schont.
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Apropos Latein: Wer diese exotische Sprache in der Schule gelernt hat, schmückt sich möglicherweise später damit. Wissend, dass im Lateinischen viele Substantiva auf -us (Plural: -i) enden, findet es z.B. Kollege Norbert B. (übrigens im Gegensatz zu seinem Bekanntenkreis) lustig, Sätze wie „Fußballus und Skilaufus sind meine Lieblingssporti“ zu formulieren. Unter einem ähnlichen Syndrom scheint jene Krone-Reporterin zu leiden, die über einen Krampuslauf in Grünau im Almtal berichtete, mehrere „Krampi“ hätten dort zwei Mädchen geschlagen. Mindestens ebenso bedauerlich wie die Prügel, die die Mädchen abbekommen haben, ist an dieser Meldung der falsche Plural „Krampi“. Der Krampus leitet sich nämlich nicht vom Lateinischen ab, sondern vom mittelhochdeutschen Begriff „Krampen“ (= „Haken“, „Kralle“). Tritt das Krallenwesen also in mehrfacher Ausführung auf, handelt es sich um Krampusse und nicht um Krampi. Aber vielleicht wurden Letztere ja durch die Scampi vom Vortag heraufbeschworen, die der Reporterin noch schwer im Magen lagen. In diesem Fall müsste ihr für die Zukunft ein frugales Mahl empfohlen werden.
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Fundstück der Woche: „Um fünf nach 12 verlautbarte Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, dass die SPÖ selbstverständlich bereit sei, sofort die Verhandlungen mit SPÖ und Neos neu aufzunehmen.“ (Krone) – Koalitionsverhandlungen zwischen den Neos und den beiden SPÖs wären einmal ganz was Neues (allerdings mit großem Konfliktpotenzial).
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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