Von Filous, Falotten und Schlitzohren

Kürzlich schnappte Ihr Wortklauber wieder einmal das etwas aus der Mode gekommene Wort „Schlitzohr“ auf. Dieser Bezeichnung wohnt etwas Wohlwollendes inne: Sie bezeichnet eine Person, die kleinere Verfehlungen begeht, das aber auf durchaus charmante Weise. Die Herkunft dieses Begriffs ist weniger charmant: Früher wurden kleinere Betrüger durch das Einschlitzen der Ohren bestraft, damit sie für jedermann als Delinquenten zu erkennen waren. Das war freilich noch eine harmlose Strafe – Dieben wurde nicht das Ohr eingeschlitzt, sondern gleich die ganze Hand abgehackt.
Für listige, aber durchtriebene Personen hat die deutsche Sprache gar nicht wenige Synonyme auf Lager – so z. B. den Gauner, den Spitzbuben, den Strolch oder den Filou. Im Österreichischen gibt es auch noch den (schon eine Spur weniger charmanten) Falotten. Die Etymologie dieses Wortes ist unklar: Entweder leitet sich der Falott von lateinisch „fallere“ (= täuschen) oder von italienisch „fare lotto“ (= sein Spiel machen) ab.
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In der Vorwoche war an dieser Stelle von „frugalen Mahlzeiten“ die Rede. Bei ihnen handelt es sich um einfache, getreidereiche Speisen. Von der eigenen Kolumne inspiriert und mit Neujahrsvorsätzen behaftet, erstand Ihr Wortklauber wenig später eine Packung „Sport Müsli“. Auf dieser prangt in großen Lettern der Aufdruck „Gutes aus Salzburg – Gutes aus unserem Land“. Nicht ganz so groß geschrieben ist zu lesen: „Die verwendeten Früchte, Hafer-, Weizen- und Gersteflocken stammen nicht aus Österreich“. Möglicherweise stammen ja wenigstens das ebenfalls darin enthaltene Magnesiumcarbonat und der Plastikbeutel aus dem Salzburgischen. Ganz wird man freilich den Verdacht nicht los, dass beim Abfassen des Packungstextes ein Schlitzohr, Spitzbub oder Falott am Werk gewesen ist.
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Fundstück der Woche: „Der Fokus der Berichterstattung liegt (…) auch auf den Analysen, Interviews und Siegerehrungen, die – wie bereits gewohnt – täglich live am Vorabend gezeigt werden“. (KURIER) – Für die Siegerehrungen am Vortag des Rennens wird vom ORF offensichtlich schon Astrologin Gerda Rogers in Stellung gebracht.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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