Medizinisches, Teil 2

In der Vorwoche war an dieser Stelle von Latein als Fachsprache der Medizin die Rede. Dazu schreibt Leser Wolfgang S.: Die Erwähnung der medizinischen Fachterminologie in diesem Beitrag erinnert mich an einen Ausspruch des legendären Karl Farkas: „Latein und Griechisch sind die Sprachen, in denen sich die Ärzte mit den Apothekern unterhalten. Man nennt sie daher auch die toten Sprachen.“ – Ähnlich dürfte das schon der römische Dichter Martial gesehen haben, der in einem seiner boshaften Epigramme festhält: „Kürzlich war Diaulus noch Arzt, jetzt ist er Leichenträger. Was er als Leichenträger tut, hatte er schon als Arzt getan.“
***
Zur schwierig auszusprechenden lateinischen Diagnose eines Kreuzbandrisses (rupt. lig. cruc. ant. gen. dext. = ruptura ligamenti crucis anterioris genus dexteri) ergänzt Obermedizinalrat Dr. Thomas L.: Wie gefällt Ihnen „Sulcus tendinis musculi flexoris hallucis longi“ am Fersenbein? Ein Zungenbrecher, der in den Sechzigerjahren noch so manchen Medizinstudenten beim Knochenkolloquium (erste entscheidende Anatomieprüfung!) straucheln hat lassen. – Zum Stichwort Knochenkolloquium hat ihr Wortklauber freilich völlig andere Assoziationen – z. B. eine sicher interessante Unterhaltung zwischen Kiefer- und Handwurzelknochen oder Schien- und Steißbein.
***
Wie deuten Sie eigentlich den Satz „Mein Opa ist schwer krank geworden“? Zur Wahl stehen zwei Varianten: a) Der Opa hatte zeitlebens ein gutes Immunsystem und wurde so gut wie nie krank. B) Er erkrankte an Cholera, Pest oder Adipositas (deren Name sich übrigens nicht von Adolf Positas, sondern von lat. adipes = „Fettbauch“ ableitet). Um für Klarheit zu sorgen, haben Sie zwei Möglichkeiten: Entweder Sie befragen, falls noch möglich, den Großvater selbst. Oder Sie schreiben „schwer“ und „krank“ zusammen.
***
Fundstück der Woche: „Aus der gemeinsamen Ehewohnung auszuziehen, kann eine schwere Eheverfehlung darstellen, was bei einer strittigen Scheidung zu Problemen für den ausgezogenen Partner führen kann.“ (KURIER) – Vor allem dann, wenn sich der nackte Ehepartner anschließend im Freien eine Lungenentzündung eingefangen hat.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
Kommentare