Nein, es handelt sich nicht um Mundl Sackbauer (der schießt ja mit Raketen und spricht nur selten in Fremdwörtern), sondern um einen jungen Mann, der, offenbar (auch) von der Aussicht auf ein glorioses Jahr 2024 berauscht, seine Freude lautstark zum Ausdruck (und den Nachbarn um den Schlaf) bringt.
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Was der Jüngling vermutlich nicht weiß: dass sich in seinem Ausruf das lateinische Wort scala verbirgt. Dieses Wort, meist in der Pluralform scalae verwendet, bedeutet „Leiter, Treppe“.
Eine Eskalation ist demnach das stufenweise Emporsteigen (vgl. das englische Wort escalator = „Rolltreppe“) bzw. im weiteren Sinn eine Steigerung bzw. Verschärfung.
Das Verbum eskalieren (eigentlich: „steigern“, „sich ausweiten“) hat in der Jugendsprache noch eine weitere Bedeutung bekommen: Es wird im Sinne von „ausrasten, die Kontrolle verlieren“ verwendet: Wenn der Nachbar voll eskaliert ist, hat er einen Anfall bekommen – vermutlich wegen der Kracher in seinem Garten.
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Lateinisch scala/scalae liegt auch dem Fremdwort „Skala“ zugrunde: Eine Tonskala ist demnach eine „Tonleiter“. Allgemein bedeutet Skala die Aufeinanderfolge einer Anzahl von Teilstrichen auf einer Anzeigefläche. Solche Skalen werden für verschiedene Messgeräte verwendet: z. B. zur Messung der Härte, der Temperatur oder der Stärke von Erdbeben. Die bekannteste Erdbebenskala ist die Richterskala. Sie wird in den Medien häufig als „nach oben offen“ bezeichnet. Das unterscheidet sie von der Mailänder Scala: Diese hat ihren Namen von dem Platz, an dem sie sich befindet („Piazza della Scala“). Vor allem aber ist sie nach oben nicht offen – was Sängern und Zuschauern besonders bei Schlechtwetter zugutekommt.
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Fundstück der Woche: Der Wiener Finanzstadtrat Hanke in der Kronen Zeitung über seinen Neujahrsvorsatz für 2024: „Weniger ärgern.“ – Das ist sehr löblich: Ein Finanzstadtrat, der einen ärgert, ist schließlich nicht jedermanns Sache.
Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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