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Nun ja, tatsächlich sollten Sie bei einer Einladung in Ihr „Häusl“ klarstellen, ob die Jause in Ihrer Schrebergartenhütte oder dem dortigen Klo serviert wird. Für zweiteren Fall stehen dem Häusl-Kundigen einige Synonyme zur Verfügung: Toilette (frz.), WC (Abkürzung von engl. water closet), Lokus (lat. = Ort) oder Abort (wörtl.: „abgelegener Ort“). Das Wort „Häusl“ ist ein sogenanntes Diminutiv, eine für das Wienerische typische Verkleinerungsform. Demgegenüber wiesen im alten Rom die öffentlichen Latrinen (von lavare = „waschen“) oft riesige Ausmaße auf. Bis zu 80 Personen nahmen nebeneinander auf steinernen Sitzbänken, die mit Löchern versehen waren, Platz. Was heute schwer vorstellbar ist, war in der Praxis halb so schlimm: Die Römer, die keine Hosen trugen, rafften beim Sitzen lediglich ihre Tuniken hoch – sie waren also nicht „unten ohne“. Hygienisch waren die Latrinen obendrein: Die Hinterlassenschaften wurden durch einen Kanal unter der Sitzfläche weggespült – ein Hygiene-Plus, von dem das Mittelalter nur träumen konnte.
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Der Begriff „Häusl“ tritt auch in einer selten gewordenen Nebenform auf. Öffentlich aufgefrischt wurde selbige vor zwei Jahren durch Ernst Nevrivy. Der rote Bezirksvorsteher der Donaustadt bezeichnete Grüne und Klimaschützer als „Heisln“. Dafür gebührt ihm (wenigstens sprachlich) Dank und Anerkennung – andernfalls wäre dieser Begriff vielleicht schon den Kanal runtergegangen.
Fundstück der Woche: „Wir hinterfragen das Tierwohl unserer Lieferanten“ (aus der Speisekarte eines Restaurants in Ulm) – Gut so, die Schweine sollen sich bei der Anlieferung ihrer Artgenossen schließlich nicht überanstrengen!
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Wolfram Kautzky ist Philologe und geht gerne den Wörtern auf den Grund.
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