Wo sind die Affen?

"ÜberLeben": Reden wir übers Reisen.
Guido Tartarotti

Guido Tartarotti

Reden wir von etwas anderem. (Das sagte meine Großmutter, eine Ärztin, gerne, nachdem sie die  Familie zwei Stunden lang mit Details von tödlichen und/oder ungustiösen Krankheiten versorgt hatte und ihr beim besten Willen nichts Grausliches mehr einfiel. Meistens schwenkte sie dann um auf Vorträge über Herbert von Karajan, den sie verehrte wie ein Teenager-Mädchen einen Boyband-Star.)

Reden wir vom Reisen. Beim Reisen zeigt sich ja die typische Gespaltenheit meines Sternzeichens – ich bin Zwilling mit Assistent Meerschweinchen, Schlepplift im Hydrant. Bin ich nicht auf Reisen, habe ich Fernweh. Bin ich auf Reisen, laboriere ich an Heimweh. Ich finde Reisen während der Reise nie schön (sondern immer zu heiß, zu schmutzig und zu verdauungsschädlich),  immer nur vorher und nachher. Da dafür aber sehr.

Meine erste richtige Reise führte mich nach Rhodos in Begleitung der Ärzte-Karajan-Oma. Die sorgte dort für großflächige Erheiterung, weil sie jeden Griechen, der ihr begegnete, nach Eseln zum Reiten fragen wollte, und zwar mit den legendären Worten „Where are the monkeys?“ Die Griechen waren zu Recht verwirrt, weil es auf Rhodos zwar „donkeys“ (Esel) gibt, aber keine Affen („monkeys“).

Mit 14 fuhr ich mit der Meditationsgruppe unserer Schule (ja, das gab es wirklich) eine Woche nach Rom und verliebte mich dort in diese Stadt und in die Idee, erwachsen zu werden.

Mit 19 reiste ich dann nach Griechenland und blieb dort einen ganzen Monat. Ich schlief in Gepäcknetzen von Zugsabteilen, auf Hafenmauern, auf Hausdächern, meistens aber am Strand, und ernährte mich von Brot und Pizzarändern. Einmal schenkte mir ein griechischer Wirt, dem ich leid tat, eine Portion Moussaka.

Diesen August mache ich zum ersten Mal seit 40 Jahren Sommerurlaub in Österreich. Und ich schwöre, ich hatte den Urlaub schon gebucht, als Corona noch ein dünnflüssiges Bier war.

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