Im Tal

Treffpunkte für zivilisationsmüde Gemüter gibt es im Fernsehen zuhauf. Ich bin jetzt in "Virgin River" gelandet.
Michael Huber

Michael Huber

Man kann die jüngste Entwicklung meines TV-Konsums als Symptom werten: Dafür, dass die Streamingdienste in jener Talsohle angekommen sind, in der mangels Fantasiebudgets nur noch einfach gestrickte Serien gedreht werden können. Oder dafür, dass der Wunsch nach unkontroversieller Fernsehunterhaltung einen Wachstumsschub erhält, wenn sich sonst alle nur mehr streiten. Vielleicht ist es auch schlicht so, dass meine Toleranz für romantisches Gesülze höher ist, als ich mir eingestehe.

Jedenfalls bin ich in „Virgin River“ gelandet. Das ist jene in einem Tal gelegene Kleinstadt auf Netflix, in der sich Zivilisationsmüde treffen, um ihre Wunden zu lecken – ein bisserl Schwarzwald, ein bisserl Pilcher, die Nordamerika-Version. Trennungen, Traumata, Verluste werden hier in einer Gemeinde aufgearbeitet, in der jeder belastet, aber niemand wirklich böse ist. Darf zwischendurch auch mal sein.

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