Wenn er’s nur aushält’, der … Knauß

Trotz perfekt abgesicherter Pisten vergeht kein Weltcup-Renntag, an dem der Rettungshubschrauber auf dem Boden bleibt.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Der deutsche Kitz-Sieger Thomas Dreßen in Colorado, der Schweizer Marc Gisin in Gröden, der Slowene Klemen Kosi in der Bormio-Abfahrt, der Norweger Stian Saugestad im Bormio-Super-G – trotz vermeintlich perfekt abgesicherter Pisten vergeht im Skihochgeschwindigkeitssport kein Renntag, an dem der Rettungshubschrauber auf dem Boden bleibt. Makabererweise wird auch das ein Mitgrund sein, der dem ORF Topquoten beschert. Obwohl selbst zig Kameras die wahre Steilheit des Geländes nach wie vor nicht vermitteln können. Das bedauert Hans Knauß, der selbst einem Phänomen gleicht. Vergessen ist Knauß’ unpopuläres Ende als Dopingsünder. Und gar nie wirklich bekannt, dass ihm danach der Prozess gegen einen US-Nahrungsergänzungsmittelhersteller viele Dollars bescherte.

Wie in Bormio wird sich der fidele Steirer, obwohl dem 50er nahe, im Jänner genau 20 Jahre nach seinem Hahnenkamm-Triumph als ORF-Dienstfahrer mit Helmkamera die Streif hinunterstürzen. Noch ist der in Werbung omnipräsente Knauß so fit, dass niemand im Anspielung auf seine PR-Spots für eine Bauhauskette seufzend sagt: „Wenn er’s nur aushält, der Hans.“

Hans’ ORF-Kollegin Alexandra Meissnitzer, die vor 20 Jahren Doppelweltmeisterin wurde, scheint erst recht die ewige Jugend gepachtet zu haben. Sie spionierte übrigens nach ihrem Karriereende als ORF-Hospitantin im Rapid-Stadion. Das druckreife Deutsch dürfte sie sich eher andernorts angeeignet haben.

Knauß redet, wie ihm sein Ennstaler Schnabel gewachsen ist. Er ist nie verletzend, spielt konträr zu deutschen Fußball-Altstars nie den die Vergangenheit glorifizierenden, ätzenden Honorarkritiker. Dass Sprachpolizisten hartnäckig ertragreich auf seine rhetorischen Einfädler lauern, stört ihn nicht. Hauptsach’, er kommt bei Sponsoren gut an.

Meissnitzer, Knauß und Torlauf-Experte Thomas Sykora dürfen Anoraks und Helme mit Firmen-Logos verzieren. Dafür beschränkt sich ihr ORF-Tageshonorar entgegen Befürchtungen von Gebührenzahlern auf den dreistelligen Euro-Bereich. Zumal die Rennpensionisten ihre Bekanntheit der TV-Präsenz verdanken.

Alte Erfolge verblassen rasch. Das weiß auch ORF-Fußballanalytiker Herbert Prohaska, der von Buben schon gefragt wurde, ob er einst selbst Fußball gespielt habe. Just am 14. Februar, wenn der Mailander Starklub Inter (hoffentlich ohne seine rassistischen Ultras) in Wien bei Rapid gastiert, wird der einstige Inter-Legionär im ORF nichts zu kommentieren haben. Weil nur Puls 4 und DAZN vertragsbedingt im Europa-League-Bilde sind.

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