„Wasser ist nicht nass!“

Eine Pandemie ist keine Weltreligion. Da geht es nicht um Glaubensfragen.
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

In der Entweder-oder-Gesellschaft ist das Sowohl-als-auch mitunter eine unüberwindbare Denkhürde. Alles wäre so viel übersichtlicher, wenn Corona eine neue Weltreligion wäre. Dann könnte man daran glauben oder nicht und anschließend sofort daran gehen, den jeweils Andersgläubigen die Schädel einzuschlagen.

Bei einer Pandemie ist das anders. Das unfreiwillige Teilnehmerfeld sitzt im selben Boot und muss auch diejenigen mitnehmen, die in die Gegenrichtung rudern, weil sie gegen Gleichschaltung protestieren, oder die absichtlich ein Leck schlagen, weil sie für Meinungsfreiheit sind und Wasser ihrer Meinung nach nicht nass ist. Also diejenigen, die nur Entweder kennen und jede Form von Oder verweigern. Coronaleugner und Maßnahmenverweigerer bringen derzeit alle, einschließlich sich selbst, in Bedrängnis.

Dass man gleichzeitig Maske tragen und dennoch die Maßnahmen der Regierung kritisch hinterfragen kann; dass man keinen Herbsturlaub, sich aber trotzdem Sorgen um die Hotellerie machen kann, ist für sie zu viel der Denkakrobatik. Doch vor dem Virus sind alle gleich. Es holt sich entweder...oder.

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