Wann platzt die „education bubble“?

Martina Salomon
Private Hochschulen buhlen um betuchte Kunden. Sie zahlen viel Geld für oft recht fragwürdige Ausbildungen. Hauptsache Diplom.
Martina Salomon

Martina Salomon

Talentechecks, Leistungsgruppen, strengere Aufnahmekriterien: Über die Schule wird derzeit zu Recht viel gesprochen. Aber war da nicht noch was? Ja, der gesamte Hochschul-Bereich, der die Österreicher traditionell wenig interessiert. Daher durchblickt auch niemand mehr den Dschungel an neuen („amerikanischen“) akademischen Titeln, die auch hierzulande Einzug gehalten haben. Stellt man den BSc nun vor oder hinter den Namen (zweiteres)? Und wissen Sie, was BEd (Bachelor of Education) oder MSc (Master of Science) bedeuten? Der Unterschied zwischen Fachhochschul-, Uni- oder Uni-Lehrgangs-Abschluss ist zumindest im Titel nicht mehr ersichtlich.

Aber das eigentliche Problem ist, dass sich durch die

– grundsätzlich richtige – Einführung von Privatuniversitäten auch Qualitätsmängel eingeschlichen haben. Und weil darüber hinaus quasi jeder Bürgermeister seine eigene Fachhochschule haben wollte, musste man wohl oder übel manchmal zweitklassiges Lehrpersonal in Kauf nehmen. Als Folge davon sind auch viele der Abschlussarbeiten immer wieder reichlich schlicht geraten.

Was an einem „schmutzigen Geheimnis“ liegen könnte: Die vielen neuen Privatuniversitäten und Fachhochschulen sind auf ihre zahlende Klientel angewiesen. Insider erzählen davon, dass Eltern negative Noten nicht akzeptieren. Die Uni- und FH-Leitungen beugen sich diesem Druck, weil sie existenzbedrohende Einnahmenverluste befürchten. Sprich: Im Zweifel wird das Niveau gesenkt.

Jeder kommt durch

Natürlich ist auch an den öffentlichen Hochschulen nicht alles Gold, was wissenschaftlich glänzt. Im Standard redete jüngst eine Lehrerin Tacheles: An den Pädagogischen Hochschulen (vormals Pädaks) sei jeder bei den Prüfungen durchgekommen, auch wenn das in keiner Relation zum vorhandenen Wissen gestanden sei, kritisierte sie.

Viele Eltern mit dem nötigen „Kleingeld“ stellen eine kühle Rechnung auf: An etlichen der öffentlichen heimischen Massenuniversitäten muss man mit Betreuungsmängeln, Studienverzögerungen und womöglich Studienabbruch rechnen. Ein teures Studium an einer Privatuni hingegen ist ein sicheres Ticket zum Abschluss in der regulären Zeit und für einen guten Job.

Das Ganze ist auch international zu einem riesigen Geschäftszweig geworden, in dem auch etliche Fantasie-Universitäten mitmischen, die um die Kinder der Reichen buhlen. Inklusive viele private „medical schools“ für jene, die an den Medizinuni-Aufnahmeverfahren scheitern. Eine „education bubble“ hat sich gebildet. Platzt sie irgendwann einmal? Manch große Firma, vornehmlich im IT-Bereich, bildet ihre Arbeitnehmer schon sicherheitshalber lieber selbst aus, weil sie dem Markt nicht mehr vertraut. Auch Eltern, Arbeitnehmer, Studierende tun sich schwer, den Weizen von der Spreu zu trennen. In universitären Zirkeln wird die Qualitätsdebatte über Privatunis längst geführt. Es wird Zeit, es auch öffentlich zu tun. Von der Ausbildung, auch der universitären, hängt nämlich unsere Zukunft ab.

Kommentare