Vor der eigenen Türe schaufeln

"Ohrwaschl": Klar kann man mit spitzen Fingern „bedauerliche Einzelfälle“ entsorgen und sonst so tun, als sei man makellos
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Der Jahresbeginn ist die beste Zeit, um einen Besen zu nehmen und vor der eigenen Tür zu kehren. Der Chef der Wirtschaftskammer, Harald Mahrer, kündigt im KURIER-Interview sogar an, 2019 zum Kärcher zu greifen: „Wir wollen mit dem Kärcher so richtig im Bereich der Vorschriften ausmisten.“ Und die Parlamentsklubs begeben sich nacheinander in Klausur, um unter Ausschluss der Öffentlichkeit Ordnung zu machen (nur die Law-and-Order-Partei nicht, die trifft sich lieber zur öffentlichen Neujahrsabrechnung).

Klar kann man mit spitzen Fingern von Zeit zu Zeit „bedauerliche Einzelfälle“ entsorgen und sonst so tun, als sei man makellos. Klar kann man warten, bis heftige Schneefälle das zudecken, was man nicht sehen will. Aber alles apert eines Tages aus. Daher ist es sinnvoller, regelmäßig Ordnung zu machen. Entweder konservativ nach der Besen-Methode (die Neuen kehren besonders gut) oder progressiv nach der KonMari-Methode (benannt nach einer japanischen Ordnungsberaterin, die nicht nur kehrt, sondern bekehrt – zu äußerer und innerer Aufgeräumtheit).

Wie man es auch angeht: Jetzt ist die Zeit. Man sieht dieser Tage viele Menschen vor der eigenen Türe kehren und sogar schaufeln. Danach haben sie zufriedene Gesichter.

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