Veas fabelhafte Welt: Dann freuen wir uns halt auf Weihnachten

Wenn einem die sogar über die Maßen ausgelebte Liebe der Familie so sehr fehlt.
Vea Kaiser

Vea Kaiser

Weihnachten hielt ich immer für überbewertet. Das Wetter ist furchtbar, die Menschheit gestresst und der Konsumwahn grenzenlos. Ostern ist viel besser. Niemand singt, und Kinderaugen leuchten beim Finden eines Nesterls nicht weniger als beim Auspacken teurer Spielwaren. Das Schönste an Ostern ist für mich jedoch unsere riesige Familienfeier. Die heuer natürlich nicht stattfindet. Der Briefträger brachte Osternester mit dem niederösterreichischen Desinfektionsmittel Nussschnaps und von meiner Mutter genähten Masken. Anstatt meine liebsten Menschen zu herzen und den kleinen Schoki zu verstecken, sitze ich allein zu Hause (der Dottore Amore hat drei 26-h-Dienste hintereinander) und verstecke Hunde-Leckerli aus Leber. Wir wollen zwar eine Familien-Videokonferenz versuchen, aber selbst wenn das technisch funktioniert, wird etwas fehlen: Berührungen. Ich hätte nie gedacht, dass mir die Popschi-Klopfer meiner Oma abgehen würden. Oder dass mir Tante W. in die Wangen zwickt und „so ein fesches Mensch“ sagt. Mir fehlen die Umarmungen meines Vaters, obwohl der so fest zudrückt, dass man Atemaussetzer hat. Ich sehne mich, dass mir meine Mutter das Weinglas wegnimmt, ich solle nicht so viel trinken, um den Inhalt alsogleich zwischen ihrem und Omas Glas aufzuteilen. Ich hätte nichts gegen eine erbarmungslose Kitzelattacke von Onkel S., sogar ein unabsichtlicher Prankenhieb meines Bruders mit seiner Flügelspannweite von drei Metern wäre mir willkommen, ebenso, würde die Stiefschwiegermutter meine Nägel auf Maniküreschäden kontrollieren. Und ich könnte mich wirklich darüber freuen, würden mir die Kinder Schoki aufs Kleid schmieren.

Aber hey, zu Weihnachten wird all das wieder passieren. Und bis dahin müssen wir nur noch 257 x schlafen. Also liebes Weihnachten, streng dich heuer bitte an, unser aller Vorfreude ist riesig!

vea.kaiser@kurier.at

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