Der erste Flug nach über einem Jahr war der Horror
Vergangene Woche unternahm ich die erste Flugreise seit über einem Jahr. Ich freute mich unbändig darauf. Nur: Vorfreude ist oft schöner als das tatsächliche Ereignis. Ich weiß auch nicht, was ich erwartete.
Wahrscheinlich sah ich in letzter Zeit zu viele Filmklassiker, in denen über den Wolken Whiskey zur Zigarre serviert wird und sich das im bequemen Sitz zurückgelehnte Starlet zwischen Steak und Hummer entscheiden muss. Natürlich folgte die Realitätswatschen. Auf meinem Flug kostete ein kleines Wasser drei Euro. Der Platz schien unter Maske und mit geschlossenen Luftdüsen noch enger geworden. Und vor allem: Die anderen Menschen sind immer noch da. Besonders diejenigen, die nicht akzeptieren wollen, dass sie den 300-ml-Parfumflakon nicht im Handgepäck transportieren können und sich lange, sinnlose Diskussionen mit den Sicherheitskontrolleuren liefern.
Sie haben sogar Artgenossen bekommen: solche, die nicht akzeptieren wollen, dass sie ohne negatives Testergebnis nicht an Bord dürfen, wie der Herr vor mir, der ungetestet darauf bestand einzusteigen, denn er sei Deutscher und wolle nach Deutschland. Die FFP2-Maske allerdings lernte ich wahrlich zu schätzen, als im Flieger die Frau neben mir ihre Plastikturnschuhe auszog, um dem Fußkäse Luft zuzuführen.
Doch alle Unbill ward vergessen, als ich tags darauf am Frühstücksbuffet den frischen Obstsalat entdeckte. Seit einem Jahr die ersten mundgerechten Früchte, die nicht ich selbst geschnitten habe. Was für ein Luxus! Und während ich gekühlte Melonenbällchen und filetierte Orangenstücke genoss, freute ich mich darüber, dass das, was einmal nervte, endlich wieder nervt. Und noch wunderbarer, wenn wir das, was einst selbstverständlich war, nach etwas Distanz neu zu schätzen lernen. Etwa, dass Obst einfach besser schmeckt, wenn man es nicht selbst schneiden muss.
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