Ungewollte Premieren
Er sei ein Frauenfreund, betont Peter Schröcksnadel, 77, oft. Und dennoch: Zum ersten Mal in dessen 30-jähriger Präsidenten-Ära gingen die ÖSV-Damen bei einer WM-Beuteverteilung leer aus. Sollte wider Erwarten auch das Slalom-Quintett um Marcel Hirscher am Podest vorbeirutschen, wäre das zwar keine nationale Tragödie, aber die nächste ungewollte Premiere in der Amtszeit des erfolgreichen Alpen-Napoleons. Denn es ist 32 Jahre her ...
... seit bei einer Ski-WM kein einziges Mal die österreichische Hymne gespielt wurde;
... seit der damalige Chefcoach Dieter Bartsch die ÖSV-Pleiten mit ausländischem Wunderwachs rechtfertigte;
... seit der deutsche Außenseiter Frank Wörndl (jetzt schlagfertiger Eurosport-Kommentator) Günther Mader die Slalom-Goldene wegschnappte;
... seit Franz Klammer als KURIER-Kolumnist personelle Konsequenzen forderte;
... seit Autos mit A-Kennzeichen am Westschweizer WM-Schauplatz Crans-Montana zerkratzt und beschmiert („Autriche merde“) und Österreicher zur Lachnummer wurden.
Inzwischen ist in der Schweiz nichts zu bemerken von übertriebenem Ski-Patriotismus. Keine Spur von Neidgenossenschaft. Schon Benjamin Raich wurde von den Schweizern gefeiert, als wäre er einer der ihren. Und wenn Hirscher zum x-ten Mal siegt, wird man – anders als hierzulande – in keinem Schweizer Medium abwertend hören oder lesen, dass dessen Siegesserie nur möglich sei, weil sich Skirennlauf bloß auf wenige Nationen beschränke.
Von wegen älplerische Inzuchtpartie – in der Tatra ist der Jubel über Petra Vlhovas drei Medaillen groß. Und am kommenden Wochenende wird in Bulgarien um Weltcuppunkte gecarvt, während der alpinorientierte Schröcksnadel Gastgeber bei der Nordischen WM in Seefeld ist. In Tirol ist man auf adeligen Besuch vorbereitet. Soll doch neben Norwegens Kronprinz – psst, streng geheim – auch das schwedische Königspaar kommen.
Bei Letzterem schwingt vielleicht auch Nostalgie mit. Die Olympia-Chefhostess Silvia Sommerlath (seit Juni 1976 Schwedens Königin) war Carl Gustaf bei Olympia 1972 in München vorgestellt worden. Angeblich kamen die beiden einander während der Innsbrucker Winterspiele 1976 entscheidend näher – auf einer Hütte im Wipptal, dezent inszeniert von Tiroler Skifunktionären. Zu dieser Zeit hatte Schröcksnadel noch nicht seine Managerhände im Spiel.
Schröcksnadel wurde erst zwei Jahre später vom ÖSV entdeckt. Als Wünschelrutengänger ortete er mit seiner Lawinensonde einen mobilen, verbandseigenen Schlepplift, den ÖSV-Trainer kurz vor Wintereinbruch auf dem Dachsteingletscher vergessen hatten.
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