Undichte Netzhaut

Wer blauäugig Vertrauliches ins Netz stellt, darf sich nicht wundern, wenn er auffliegt
Birgit Braunrath

Birgit Braunrath

Früher sagte man „ins Netz gehen“ und meinte Fische, die sich umso mehr verfangen, je heftiger sie zappeln. Heute sagt man „ins Netz stellen“ und meint Daten, die umso weitere Kreise ziehen, je lauter man schreit, dass deren Veröffentlichung illegal sei. Denn nichts, was im Netz ist, unterliegt de facto einer Vertraulichkeitsgarantie.

Wenn jetzt WhatsApp-Protokolle an die Öffentlichkeit gelangten, die ein grelles Licht darauf werfen, was die vorige Regierung unter sauberer Politik verstand, kann man die Justiz wegen undichter Stellen bekritteln oder diskutieren, ob derartig unappetitliche Packelei- und Proporz-Drohgebärden, wie jene von H. C. Strache, in Zukunft „eher auf Signal“ ausgetauscht werden sollen, weil das angeblich vertraulicher sei.

Oder man kann einen völlig neuen Stil in Erwägung ziehen, bei dem man nicht nur Parteigängern lukrative Ämter zu- und anvertraut, sondern auch auf Expertise, Qualifikation und Verantwortungsgefühl setzt. Dann würde man auch dem Netz und seinen Tücken nicht mehr so leicht ins Netz gehen.

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